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LWL-Museum in der Kaiserpfalz eröffnet Foyerausstellung

Ein Stück Zeitgeschichte aus dem Boden von Paderborn

Paderborn

In Paderborn mangelte es in den vergangenen zwei Jahren nicht an Baustellen. Dass diese Grabungen auch wahre Schätze zu Tage bringen können, zeigt die neue Foyer-Ausstellung „Außergewöhnlich!“ des LWL-Museums der Kaiserpfalz.

Von Katharina Freise und Louis Heggen

Das war wohl mal ein Tulpenbecher, der in der Jungsteinzeit als Aufbewahrungsgefäß etwa für Getreide oder andere Vorräte genutzt worden ist. Dieses Exponat ist südlich der Bahnhofsbrücke ausgegraben worden. Patrick Albert (Volontär) und Maya Bedra (FSJ) sind an der Ausstellung beteiligt und freuen sich über das gelungene Ergebnis.  Foto: Oliver Schwabe

Die Ausstellung beginnt am Donnerstag (30. März) und kann bis zum 9. Juli besichtigt werden. Sie zeigt die beeindruckenden und jüngsten Funde der letzten zwei Jahre und nimmt Besucher mit auf eine (lokale) archäologische Zeitreise, beginnend mit Gefäßen aus der Jungsteinzeit, die dementsprechend circa 5500 Jahre alt sind, bis hin zu jüngeren Exponaten aus der Zeit um 1900. 

Dazu gehören Scherben alter römischer Gefäße, die auf einer Baustelle am Krankenhaus Johannisstift gefunden wurden. Sowie ein Tulpenbecher aus der Jungsteinzeit. Außerdem ein Zeitungsbericht auf einem Steinstück, aus dem Jahre 1901, dervon einer Schlacht im Burenkrieg in Südafrika handelt. Auch ein mittelalterlicher Kugeltopf mit Tierknochen aus dem Mittelalter wurde in Paderborns Boden (Heiersmauer) gefunden. Auf einer Paderborner Landkarte verteilt ist zu erkennen, wo die jeweiligen Stücke entdeckt worden sind. Das Gebiet reicht von Schloß Neuhaus (am Pfarrhaus) bis in die Innenstadt und den äußeren Ring Paderborns (südlich der Bahnhofstraße). 

Stücke eines Tulpenbechers die ältesten Exponate

Die zwei ältesten Exponate sind mehrere Scherben von Aufbewahrungsgefäßen. Konkret konnte ein sogenannter Tulpenbecher teilweise rekonstruiert werden. Es handelt sich dabei um zwei Stücke aus der Jungsteinzeit. Damit stammen sie aus dem Jahr 3500 bis circa 4000 vor Christus. Dr. Martin Kroker, Museumsleiter, vermutet, dass darin Getreide aufbewahrt worden ist. Außerdem sei darauf zu schließen, dass es sich eher um sesshafte Menschen handelte. Der Tulpenbecher sei typisch für die Michelsberger Kultur. 

Der spektakulärste Fund, stammt vom 16. September 2022. Unter einem ehemaligen Krankenhaus (Lazarett) aus dem 19. Jahrhundert an der Neuhäuser Straße wurden Amphorenscherben ausgegraben. Laut Prof. Dr. Michael Rind, Direktor der LWL Archäologie für Westfalen-Lippe, sollen die Scherben ungefähr 2000 Jahre alt sein. Konkret sind vier Amphorenfüße, ein Henkel und zwölf Scherbe ausgegraben worden und nun ausgestellt. Vermutlich wurde in einer solchen Amphore Wein aufbewahrt, erklärt Prof. Dr. Michael Rind. Solche Amphoren aus Ton umfassten circa 25 Liter Wein und waren 90 Zentimeter groß. Der Wein war damals aber nicht für das Fußvolk, sondern nur für die höheren Militärränge bestimmt. „Dies lässt darauf schließen dass die Römer auch hier in Paderborn in der Nähe des Ufers der Pader gewesen sein müssen“, sagte Museumsleiter Dr. Martin Kroker.

Auf einer Karte werden die Fundorte dargestellt Foto: Oliver Schwabe

Bisher hatten die Archäologen wenige Hinweise darauf gefunden, dass die Römer sich in Paderborn aufgehalten haben. Ganz in der Nähe der Fundstelle habe man auch sogenannte Feldbacköfen gefunden. Inzwischen gehen die Experten davon aus, dass diese Öfen auch zu den Römern gehörten. Das bedeutet also, sie stammten aus der Zeit von Kaiser Augustus, der von 63 vor und bis 14 nach Christus lebte. Dr. Michael Rind und sein Team hoffen, dass die anstehenden Forschungen mit der C14- Methode dies aufklären. Dabei sollen Holzproben aus den Öfen entnommen und entsprechend aufbereitet und analysiert werden.  

Begleitend zu der Sonderausstellung finden drei unterschiedliche Experten-Vorträge statt. Am 9. Mai spricht Dr. Sven Spiong über die „Siedlungsentwicklung in OWL. Neue Ergebnisse der Archäologie“. Am 16. Mai hält Dr. Bettina Tremmel einen Vortrag über „Römische Amphoren aus Paderborn - Ein augusteisches Militärlager?“. Prof. Dr. Andreas Bihrer spricht am 26. Juni über „Westfälische Bischöfe? Die Entstehung Westfalens im frühen und hohen Mittelalter“. Alle Vorträge finden um jeweils 19 Uhr statt. Zudem bietet das Museum ein Osterferienprogramm für Kinder ab 8 Jahren an, mit dem Titel, „Weck' den Archäologen in dir!“. Das Osterferienprogramm kostet 3 Euro pro Person.

Das Museum befindet sich am Ikenberg 1 in Paderborn und hat von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 4,50 Euro für Erwachsene und 2,50 Euro ermäßigt. Kinder bis 17 Jahre sind frei. 

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