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Paderborner Mediziner kritisiert die Ablehnung des Impfstoffs von Astrazeneca

„Man kann das gut überstehen“

Paderborn

Die Meldungen über Nebenwirkungen des Corona-Impfstoffs des Herstellers Astrazeneca haben auch im Kreis Paderborn Folgen. Während in der vergangenen Woche die Impftermine für Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste schnell ausgebucht waren, werden im Impfzentrum seit Montag etliche Absagen registriert. Leiter Dr. Gregor Haunerland ist alarmiert. Er macht sich Sorgen angesichts der schwindenden Akzeptanz des Impfstoffs, der nur Personen unter 65 Jahren verimpft werden soll.

Ingo Schmitz

Dr. Gregor Haunerland leitet das Impfzentrum in Salzkotten. Foto: Jörn Hannemann

Haunerland betont angesichts der Entwicklung: „Ich möchte dafür werben, dass man die Vorteile dieser Impfung im Sinne eines langfristigen Schutzes bei akzeptablen Begleitwirkungen sieht und die kurzfristige Einschränkung des persönlichen Wohlergehens hinten anstellt.“

Von den 120 möglichen Impfungen am Montag und Dienstag konnten nur knapp 80 umgesetzt werden. „Zum Glück ist der Astrazeneca-Impfstoff länger haltbar. Bis zum 28. Februar könnten wir insgesamt 2100 Dosen verimpfen. Bisher wird es aber nicht angenommen“, ist Haunerland besorgt.

Der Mediziner betont: „Der Impfstoff von Astrazeneca ist in ausführlichen Impfreihen getestet worden. 60 Prozent aller Geimpften haben nach Kontakt mit dem Virus keine eigene Infektion. Und die Menschen, bei denen trotz Impfung Antikörper im Sinne einer Infektion nachgewiesen werden, werden nicht schwer krank. Das heißt, der Impfstoff wirkt. Andere Studien gehen sogar von 70 Prozent aus. Die schweren Symptome werden also in einem sehr hohen Prozentsatz verhindert. Biontech/Pfizer liegt zwar mit 94 Prozent höher, aber alle anderen Impfungen wie zum Beispiel bei Masern und Mumps haben keine höheren Werte, als der Impfstoff von Astrazeneca. Der Schutz reicht völlig aus. Und: Besser dieser Schutz, als gar keinen.“

Die Wirkung gelte übrigens sowohl bei der britischen als auch der brasilianische Variante. Trotz dieser Aussage ist die Resonanz auf das Impfangebot bislang bei den Mitarbeitern der ambulanten Pflegedienste deutlich geringer als erwartet – und auch geringer als das Angebot. Für Montag und Dienstag standen jeweils 60 Termine zur Auswahl. Die Hälfte der möglichen Anmeldungen sei entweder nicht wahrgenommen oder der Termin bereits wieder abgesagt worden, berichtete Haunerland. „Daraufhin haben wir gezielt Pflegedienste angerufen. Manche nehmen das Angebot an, manche aber nicht. Sie sagen: Unsere Mitarbeiter möchten das nicht“, berichtet er über die Rückmeldungen. Die potenziellen Impflinge hätten Sorge vor Begleiterscheinungen wie Schüttelfrost oder ähnlichem. „Die sind aber geradezu der Beweis dafür, dass sich der Körper mit dem Virus auseinandersetzt. Dass man sich schlapper fühlt, ist auch bei anderen Impfungen normal. Wenn man sich darauf einstellt, kann man das gut überstehen.“

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