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Stadt liegt laut Mieterbund beim Preisniveau im „oberen Mittelfeld“

Neuer Mietspiegel für Paderborn

Paderborn

Wie teuer sind Mietwohnungen in Paderborn? Eine Antwort darauf gibt der neue Mietspiegel der Stadt, der seit Anfang des Monats gilt. „Beim Mietpreisniveau liegt Paderborn im Vergleich mit ähnlich großen Städten im oberen Mittelfeld“, sagt der Geschäftsführer des Mieterbundes Ostwestfalen-Lippe und Umgebung, Ralf Brodda.

Von Dietmar Kemper

Der neue Paderborner Mietspiegel gilt seit Anfang des Monats. Laut Mieterbund bewegen sich die Mietpreise in einer Spanne zwischen 7,50 und elf Euro. Foto: Jörn Hannemann

Laut Mieterbund bewegen sich die Mietpreise in der Domstadt zwischen 7,50  und  elf Euro pro Quadratmeter. „Vor zehn Jahren habe ich noch gesagt, Paderborn ist günstig, aber heute ist das nicht mehr so“, betont Ralf Brodda.  Der Druck auf die Mieten steige auch hier, sei aber noch nicht vergleichbar mit Städten wie Münster. Dort  seien 15 bis 17 Euro pro Quadratmeter fällig.

Die Menschen wollten „da sein, wo die Infrastruktur ist“, sagt der Experte und verweist auf den „Trend in die Zentren hinein“.  Familien mit Kindern legten großen Wert auf Kitas und Schulen in der Nähe, ein Aspekt, den ältere Menschen nicht für wichtig erachteten. Aber allen gemeinsam sei der Wunsch nach guter medizinischer Versorgung vor Ort.

Je zentraler jemand wohne, desto mehr müsse er für die Miete zahlen, erläutert Ralf Brodda. Südstadt und Riemekeviertel seien zentral,  beliebt und teuer, der Bereich Kaukenberg weiter draußen, aber dafür günstiger. Der Geschäftsführer des Mieterbundes befürchtet, dass die Mieten durch den Austausch von Öl- und Gasheizungen drastisch steigen könnten. Schon jetzt hätten Alleinerziehende, Großfamilien und Senioren das Problem, eine bezahlbare Wohnung zu finden.

Sechs Mietpreiszonen

Die Verwaltung hat das Stadtgebiet in sechs Mietpreiszonen eingeteilt, angefangen bei der Innenstadt als Zone 1 und endend mit Benhausen, Neuenbeken und Dahl (Mietpreiszone 6). Demnach liegt der Quadratmeterpreis für die ortsübliche Vergleichsmiete für eine 60-Quadratmeter-Wohnung mit Einbauküche, hochwertigem Fußbodenbelag und einem Energiekennwert von 200 Kilowattstunden pro Quadratmeter in der Mietpreiszone 3 (Kernstadt-Basis) bei durchschnittlich 6,57 Euro. Das entspricht einer Monatskaltmiete von 394,20 Euro.

Die sechs Mietpreiszonen in der Übersicht. Foto: Stadt Paderborn

Der neue Mietspiegel ist laut Mieterbund nicht nur realistischer als der Vorgänger, sondern hat auch einen verbindlicheren Charakter. „Er ist der erste  nach den gesetzlichen Bestimmungen qualifizierte Mietspiegel für Paderborn, wissenschaftlich erstellt und rechtssicherer als ein einfacher Mietspiegel“, erläutert Ralf Brodda, der von einem „Riesenfortschritt“ spricht.  Einfache Mietspiegel hätten häufiger zu Rechtsstreitigkeiten geführt . „Der qualifizierte Mietspiegel hat die Vermutung der Richtigkeit in sich,  wie es heißt“, sagt Brodda. Der Mietspiegel sei ein nützliches Instrument, die Bedienung brauche aber seine Zeit: „Man muss schon viele Kriterien anklicken, bis man bei der ortsüblichen Miete angelangt ist.“

Nicht nur der Mieterbund OWL, sondern auch der Haus- und Grundeigentümerverein Paderborn hat am neuen Mietspiegel mitgewirkt. Dessen Vorsitzende Katharina Brumm hält die Situation in Paderborn für entspannt: „Die Mieten sind immer noch moderat, wir haben noch Leerstände.“ Sie verwies auf Mietpreise zwischen sechs und zehn Euro pro Quadratmeter.  Drei-Zimmer-Wohnungen seien genügend vorhanden, Wohnungen mit fünf und mehr Zimmern für größere Familien dagegen kaum. Während der Corona-Pandemie hat Katharina Brumm beobachtet, dass die Menschen wegen des vermehrten Homeoffice größere Wohnungen suchten. Aktuell gebe es aber auch eine hohe Nachfrage nach Zwei-Zimmer-Wohnungen.

Auch der Haus- und Grundeigentümerverein hält den neuen Mietspiegel für eine Verbesserung. Ziel sei es gewesen, noch mehr Merkmale einzubeziehen und den Mietspiegel dadurch noch aussagekräftiger zu machen. Erstmals werde der Energieausweis mitberücksichtigt, nannte Katharina Brumm ein Beispiel.  

2700 Mieter und Vermieter befragt

Für den neuen Mietspiegel, den das Amt für Vermessung und Geoinformation der Stadt Paderborn zusammen mit dem ALP Institut für Wohnen und Stadtentwicklung GmbH entwickelte, wurden  2700 Mietern und Vermietern Fragebogen vorgelegt. Die Stadt betont: „Als Ergebnis kann nun für jede Wohnung in Paderborner Wohngebieten eine aktuelle ortsübliche Vergleichsmiete ermittelt werden. Der Mietspiegel weist Basismietwerte für verschiedene Wohnungsgrößenklassen mit Mittelwerten und Spannen aus, wobei Besonderheiten unter anderem bei Beschaffenheit, Ausstattung, Art der Wohnung und Lage – eingeteilt in verschiedene Mietpreiszonen – mit Zu- und Abschlägen berücksichtigt werden.“

Der neue  Mietspiegel enthalte im Vergleich zum Vorgänger deutlich mehr Wohnwertmerkmale, die einen Einfluss auf die ortsübliche Nettokaltmiete einer Wohnung haben könnten, hebt der  Leiter des Amtes für Vermessung und Geoinformation, Markus Schräder, hervor.  Die dazugehörige Mietspiegelbroschüre findet sich hier und als gedruckte Fassung in der Stadtverwaltung an den Standorten Am Abdinghof 10, Am Hoppenhof 33 und in der Verwaltungsnebenstelle Schloß Neuhaus sowie in den Geschäftsstellen des Mieterbundes und von Haus und Grund. 

Auch der Mietpreiskalkulator, mit dem die ortsübliche Vergleichsmiete für eine konkrete Wohnung anhand bestimmter Angaben wie Größe und Ausstattung online ermittelt werden könne, ist nach Angaben der Stadt weiterentwickelt worden.

Die Mietpreiszonen im Innenstadtbereich. Foto: Stadt Paderborn
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