2020 gefundener Knochen einem Mann zugeordnet – Mordkommission ermittelt
Leichenspürhunde und Polizeitaucher suchen am Habichtsee in Paderborn nach Vermisstem
Paderborn-Schloß Neuhaus
Im August 2020 hat eine Spaziergängerin am Habichtsee in Paderborn-Schloß Neuhaus einen Knochen gefunden. Nun ist klar: Es handelt sich um den Oberschenkelknochen eines seit 2002 vermissten Mannes. Ein Gewaltverbrechen kann nicht ausgeschlossen werden, wie die Staatsanwaltschaft Paderborn und die Polizei Bielefeld in einer gemeinsamen Pressemitteilung erklären.
Die Szene wirkt grotesk: die Sonne scheint auf das Wasser des Habichtsees in Paderborn-Schloß Neuhaus, Gänse schnattern und schwimmen auf der Wasseroberfläche. Doch die Idylle trügt: denn am Dienstagvormittag, 28. März, sucht die Mordkommission Bielefeld nach menschlichen Überresten von Viktor Syrtsov. Der Mann gilt seit 2002 als vermisst.
Im August 2020 hatte eine Spaziergängerin am Habichtsee einen Knochen gefunden. Die Frau alarmierte damals die Polizei Paderborn. Nach einem „Hinweis aus dem Ausland“ und einem DNA-Abgleich mit einem Angehörigen steht nun fest, dass der Knochen von dem Vermissten stammt. Das bestätigte ein rechtsmedizinisches Gutachten. Weil ein Gewaltverbrechen nicht ausgeschlossen werden kann, ermitteln die Mordkommission Bielefeld und die Staatsanwaltschaft Paderborn.
Am Dienstagmorgen umrunden zwei Leichenspürhunde der Polizeischule Schloß Holte-Stukenbrock, Lucy und Wotan, mit ihrem Hundeführer abwechselnd das Ufer des Sees. Die Suche ist anstrengend für die Tiere, die Aufmerksamkeitsspanne begrenzt, deshalb müssen sie sich abwechseln. Seit dem Knochenfund sind zweieinhalb Jahre vergangen. Dass die Polizei erst jetzt intensiv nach menschlichen Überresten sucht, begründet die Pressesprecherin Hella Christoph mit der üblichen Vorgehensweise in solchen Fällen.


Zunächst wurde der Knochen von der Rechtsmedizin untersucht, um festzustellen, ob es sich um einen menschlichen Knochen handelt. Dann wurde der Knochenfund mit der Datenbank „Vermisste und ungeklärte Tote“ abgeglichen, ohne Ergebnis. Eine Suchaktion mit Tauchern und Leichenspürhunden hätte sich 2020 „noch nicht gelohnt“, sagt Hella Christoph: „Durch den DNA-Abgleich wissen wir, nach wem wir suchen.“ Hinweise und Informationen zu Fällen werden zwar regelmäßig eingepflegt: „Aber wenn wir keine Hinweise bekommen, dann dauert das länger.“
Währenddessen surrt eine Drohne über dem See. Diese liefert den Beamten Übersichtsaufnahmen, auf denen gegebenenfalls auch Hinweise auf menschliche Überreste zu erkennen sind. Ein Polizeiboot gleitet vom Ufer aus ins Wasser. Polizeihund Lucy kann auch auf dem Wasser nach menschlichen Überresten schnüffeln, dafür wurde sie extra von ihrem Hundeführer Stefan Meier ausgebildet. Damit sie mit ihrer Nase über das Wasser gleiten kann, bringen die Polizeibeamten eine kleine Rampe am Boot an.
Polizei bittet um Hinweise
Zwei Beamte suchen von einem weiteren Boot aus mithilfe von Sonartechnik nach Leichenteilen. Später sollten noch Taucher der Polizei Wuppertal den See nach Leichenteilen erkunden. Weil sie sonst den schlammigen Boden aufwirbeln, können die Taucher erst ins Wasser, wenn die Suche mit den Booten abgeschlossen ist. Der See müsse vollständig durchkämmt werden, sagt Hella Christoph: „Vermutlich werden wir am Dienstag nicht das gesamte Gebiet abgehen können.“ Denn auch das angrenzende Wäldchen und die umliegende Umgebung müssen durchsucht werden.
Von der Öffentlichkeit erhofft sich die Mordkommission Hinweise, ob der Mann gesehen wurde und es Hinweise gab, dass er in Paderborn gelebt hat. „Gemeldet war er nicht“, sagt Hella Christoph. Bislang stehe noch nicht fest, ob der Mann 2002, zum Zeitpunkt seines Verschwindens, oder später verstorben ist. „Wir wissen nicht, ob er sich 2002 einfach nicht mehr bei seinem Umfeld gemeldet hat.“ Wer etwas über Viktor Syrtsov weiß und Hinweise zu seinem damaligen Aufenthalt machen kann, der kann sich unter 0521-545-0 an die Polizei Bielefeld wenden.
Ein Leichenfund im August 2019, am Rande eines Waldwegs am Habichtsee, hat nichts mit diesem Fall zu tun. Damals hatten Hunde eines Spaziergängers einen teilverwesten Leichnam neben einem Fahrrad liegend im Unterholz entdeckt.
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