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Paderborner Sänger und Musiker Tommy Goerke ist trotz Corona-Pandemie überzeugt: „Wir kriegen das hin“

Mutmachsong in schweren Zeiten

Paderborn

Seine Gitarre aus hawaiianischem Koa-Holz hat Tommy Goerke „Hope“ genannt. Hoffnung leitet den Paderborner Musiker in der schweren Zeit der Corona-Pandemie. Und die Zuversicht, dass irgendwann wieder Künstler auf einer echten Bühne vor Publikum auftreten können, will er auch anderen vermitteln.

Dietmar Kemper

Tommy Goerke in seinem Keller in Paderborn mit seiner Gitarre, die er „Hope“ genannt hat. Liebend gern würde er endlich wieder auf eine Konzertbühne gehen und seine Lieder über den Alltag, über Freundschaft und vieles mehr vortragen. Foto: Dietmar Kemper

Deshalb hat der 44-jährige Paderborner aus der Sicht eines Musikers den Song „Wir kriegen das hin“ geschrieben, der mittlerweile mehr als 30.000 Views auf Facebook und mehr als 1500 auf Youtube verzeichnet. Der prominente Komiker Markus Krebs hat das Lied gerade erst weiterempfohlen.

„Unser Auftritt war schon lange klar, aber es geht nicht“, singt Tommy Goerke und außerdem: „Zusammen können wir noch nicht los, das Risiko ist zu groß.“ Der Singer-Songwriter erzählt: „Die Zeile ‚Das wird ein längeres Ding‘ hatte ich schon vor Corona im Kopf, sie beschäftigte mich immer wieder und ich habe gedacht, mach was draus.“ Als sich der zweite Lockdown anbahnte, setzte er das Vorhaben in Gestalt des Songs um.

Unterstützt wurde er dabei nicht nur von seinem langjährigen Wegbegleiter Stefan Merschmann, sondern auch von dem Musikproduzenten Peter Hoffmann (Tokio Hotel) und beispielsweise einem Musikschüler, der neben anderen im Video auftaucht. „Ich will mit dem Lied darauf aufmerksam machen, dass ganz viele betroffen sind, nicht nur professionelle Musiker, sondern auch Amateure, die mit Leidenschaft bei der Sache sind“, erklärt Tommy Goerke.

Ihn haben die Folgen der Pandemie nicht in Existenznot gestürzt. Als IT-Vertriebsmitarbeiter für den Handel habe er sich vor Arbeit im Homeoffice nicht retten können, berichtet er. Mehr als das Homeoffice bleibt ihm zurzeit auch als Künstler nicht. „Musikalisch ist alles stehengeblieben“, bedauert Tommy Goer­ke, der seit seinem 16. Lebensjahr Musik macht und für 2021 ehrgeizige Pläne hat. „Es ist schrecklich, ich vermisse die Bühne total, ich sitze hier und frage mich, wofür ich das eigentlich mache“, lässt er in seine Seele blicken.

Im Frühjahr wollte er die erste CD seines Soloprojekts Tommy & Hope veröffentlichen. Das wird wegen Corona nicht klappen: „Alles fängt mit der Aufnahme der Songs im Studio an, und wenn sich das schon verschiebt...“ Das Lied „Wir kriegen das hin“ liefert immerhin einen Vorgeschmack auf das Album. Auch mit seinem Rockbandprojekt „Du, Ich & Wir“, zu dem Stefan Merschmann (Schlagzeug), Stephan Haase (Gitarre) und Klaus Ernesti (Bass) gehören, will er 2021 ein Album oder zumindest eine EP herausbringen. „Die Songs sind auch hier bereits geschrieben und möchten, sobald es geht, auch live gespielt werden“, erzählt Tommy Goerke.

Die Livestreams im Internet, auf die viele Musiker und Bands jetzt ausweichen, sieht er mit gemischten Gefühlen. Sie seien zwar ein zusätzlicher Geschäftszweig, schnell umsetzbar und förderten die Selbstdisziplin der Musiker, aber: „Ich hoffe, dass sich das Format nicht zu sehr etabliert, weil die Leute sonst sagen könnten, wir müssen gar nicht mehr rausgehen.“

Wann wieder echte Konzerte möglich sein werden, wagt auch Tommy Goerke nicht vorherzusagen. Normalität könne erst dann einkehren, wenn Medikamente und Therapien gegen das Coronavirus vorlägen. Mindestens bis dahin müssten sich auch die Menschen eisern an die Kontaktbeschränkungen, den Mindestabstand und die Maskenpflicht halten, mahnt Tommy Goerke. „Die Ignoranz regiert, die Pandemie grassiert“, heißt es in seinem Lied. Alles, was nicht ausdrücklich verboten sei, werde gemacht, bedauert der Sänger. Dabei sage doch schon der gesunde Menschenverstand, dass jeder auf ein geringes Ansteckungsrisiko für sich und für andere achten sollte.

Im Gegensatz zu anderen, denen die Decke auf den Kopf fällt, weiß Tommy Goerke, der früher mit Coversongs auch bei Hochzeiten aufgetreten ist und Liedermacher wie Reinhard Mey schätzt, mit seiner Zeit etwas anzufangen: „Als Songwriter ist man nie fertig.“

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