Nach RTL-Bericht: Hilfsorganisation reagiert auf Kritik vom Team Wallraff
Neuer DRK-Chef übernimmt
Paderborn (WB). Das DRK wehrt sich gegen den aus ihrer Sicht „unseriösen und einseitigen Beitrag“ nach Undercover-Recherchen von RTL-Journalisten. „Hier wird Stimmung gegen das DRK gemacht“, heißt es beim Roten Kreuz. In Paderborn habe der Bericht über angebliche Missstände bislang keine negativen Folgen für die Arbeit der Ehrenamtlichen und Festangestellten, sagt Bernd Horenkamp, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes. „Der Kritik müssen wir uns aber stellen“, fordert er.
„Ganz unten“ lautete der Titel des Buches, mit dem der Journalist Günter Wallraff in den 80er Jahren Schlagzeilen machte. Damals hatte er sich als Gastarbeiter getarnt und in verschiedenen Firmen sehr negative Erfahrungen gesammelt. Das Buch polarisierte. Inzwischen arbeitet der 78-Jährige mit jungen Journalisten, die sich auf Undercover-Recherchen spezialisiert haben. In der vergangenen Woche berichtete das Team-Wallraff beim Sender RTL über die vermeintlichen Machenschaften des DRK. Die Kritik: Zu hohe Managergehälter, zu hohe Werbeausgaben, unseriöse Spendensammler-Methoden und Machenschaften rund um das Blutspende.
„Wir müssen in allen Bereichen die Mitarbeiter vernünftig bezahlen“
Nach Angaben von Bernd Horenkamp, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands, habe es in Paderborn weder bei Bürgern, noch bei Kooperationspartnern großartige Reaktionen auf den Bericht gegeben. Allerdings hätten sich einige Mitglieder darüber geärgert, dass die Hilfsorganisation, für die sie aus Überzeugung tätig seien, in ein so schlechtes Licht gestellt worden sei. „Wir versuchen hier in Paderborn – auch in den Sparten, die in dem Bericht genannt wurden – einen guten Job zu machen. Da kann sich jeder gerne selbst mal ein Bild machen“, setzt Horenkamp auf Transparenz. Es sei bedauerlich, wenn die 20.000 Blutspender im Kreis Paderborn durch eine solche Darstellung das Gefühl bekämen, dass Blutspende keinen Sinn mache. Horenkamp: „80 Prozent der Menschen brauchen Blut, aber nur drei Prozent spenden. Wir sind froh, dass wir hier einen Beitrag zum System liefern können.“
DRK-Präsident Heinz Köhler widersprach zudem dem Eindruck, dass das DRK übermäßige Gehälter an die Manager zahle. Immerhin handele es sich um eine bundesweite Organisation mit 443.000 ehrenamtlichen Helfern sowie mehr als 180.000 Mitarbeitern und zahlreichen Betätigungsfeldern. „Wir müssen in allen Bereichen die Mitarbeiter vernünftig bezahlen, damit wir sie überhaupt bekommen“, betonte er.
In dieser Situation steht beim DRK-Kreisverband Paderborn ein personeller Wechsel bevor. Nach drei Jahren scheidet Geschäftsführer Bernd Horenkamp zum Jahreswechsel aus. Das Präsidium hat Dr. Stefan Vogel zum Nachfolger bestimmt. Vogel ist 50 Jahre alt und kommt aus Menden. Seit 2019 unterstützt er das DRK Paderborn ehrenamtlich. Tatsächlich habe er jedoch im Vorfeld keine Berührungspunkte mit der Hilfsorganisation gehabt, sagte er dem WV. Der ehemalige Handelsmanager will den bisher eingeschlagenen Weg der Modernisierung fortführen. „Es gibt noch viel zu tun“, ergänzte Köhler.
Bernd Horenkamp, der aus der Industrie kam und beim „antiquierten DRK-Kreisverband Paderborn“ ein neues Zeitalter einläutete, habe zahlreiche Projekte auf den Weg gebracht, sagte Köhler. Als erstes sorgte er dafür, dass das DRK in Paderborn sichtbar wurde. Neben neuer Farbe für Gebäude und Kleidercontainer schuf er auch die Sozialkaufhäuser sowie andere neue Sparten. Dazu gehören der Fahrdienst und der im Aufbau befindliche Pflegedienst. Er veränderte zudem Strukturen und Prozesse und sorgte für Öffentlichkeitsarbeit. Kitas und Altenheime wurden gebaut. Dr. Stefan Vogel hat bei zwei Projekten die Rentabilitätsberechnungen aufgestellt und sich somit für die Aufgabe des neuen Geschäftsführers qualifiziert, berichtete Köhler.
Hauptamtlicher Geschäftsführer
Dieser lobte zudem den Einsatz von Bernd Horenkamp. „Das DRK hat bei der Modernisierung in den vergangenen drei Jahren einen Parforce-Ritt vollbracht. Natürlich gab es auch Vorbehalte, aber auch sehr viel Rückhalt durch das Präsidium.“ Bernd Horenkamp sei ein verdienter Geschäftsführer, der das DRK mit seinen 8000 passiven sowie 1000 aktiven Mitgliedern vom Blut- und Blaulicht-Image zum modernen Dienstleistungsunternehmen geführt habe, betonte Köhler.
Künftig werde allerdings nicht mehr das ehrenamtliche Präsidium, sondern der hauptamtliche Geschäftsführer die Verantwortung für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens DRK tragen. „Wir sind froh, dass Dr. Vogel als ausgewiesener Betriebswirtschafts-Experte das volle Haftungsrisiko übernimmt“, sagte der Vorsitzende. Horenkamp kündigte an, dass er das DRK als Privatier ehrenamtlich unterstützen werde.
Startseite