Nullzinspolitik: Sparkasse Paderborn-Detmold rechnet mit hohem Kaufkraftverlust
„Nichtstun kostet Geld“
Paderborn (WB). Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank sorgt dafür, dass die Sparer im Kreis Paderborn Jahr für Jahr real Geld auf ihrem Konto verlieren. Der jährliche Kaufkraftverlust je Einwohner summiert sich nach Angaben der Sparkasse Paderborn-Detmold im Kreis Paderborn auf 357 Euro aufgrund der Nullzinsen. Insgesamt erfahren die Deutschen auf Jahressicht einen Kaufkraftverlust von 37 Milliarden Euro – bei einem Gesamtvermögen von 6237 Milliarden Euro.
Zu diesem Ergebnis kommt das Deka Regio-Barometer, eine aktuelle Erhebung der Deka-Bank. Die Ergebnisse stellte die Sparkasse Paderborn-Detmold gemeinsam mit der Deka vor.
Nach Angaben von Vorstandsmitglied Andreas Trotz kommen die Sparer aus dem Kreis Paderborn auf einen Durchschnittswert von 46.100 Euro. Damit liegen sie etwas unter dem Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen (49.500 Euro). Insgesamt liegen die Gemeinden im Geschäftsgebiet der Sparkasse Paderborn-Detmold im guten Mittelfeld von Nordrhein-Westfalen.
„Typisch deutsches Anlageverhalten“
Mit Blick auf die Anlagegewohnheiten haben die Bewohner der Kreise Paderborn, Lippe und Hochsauerlandkreis eine Gemeinsamkeit: Die Hälfte des Geldvermögens wird vorwiegend auf Tagesgeld- oder Girokonten geparkt. „Das ist ein typisch deutsches Anlageverhalten“, erklärt Dr. Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft bei der Deka-Bank, dem Wertpapierhaus der Sparkassen. Gerade in Nullzinszeiten ist dies seiner Einschätzung nach keine sinnvolle Strategie. „Wir gehen davon aus, dass es bis mindestens 2025 keine positiven Zinsen geben wird“, verdeutlicht er.
„Die fehlenden Zinsen machen sich in den Geldbörsen unserer Kunden und Sparer bemerkbar“, erklärt Vorstandsmitglied Trotz. Wie das Regio-Barometer weiter zeige, verlieren die Einwohner des Kreises Paderborn 109,1 Millionen Euro jährlich an Kaufkraft. „Nichtstun kostet Geld“, kommentiert Vorstandsmitglied Trotz diese Zahlen.
„Das Interesse an Wertpapieren wächst zwar, allerdings hat sich ein verändertes Anlageverhalten noch nicht herausgebildet“, stellte er fest. Insgesamt habe sich die Anzahl von Investmentfondsbesitzern in den zurückliegenden zwei Jahren erweitert. Im Kreis Paderborn besitzen 13,6 Prozent der Einwohner Investmentfonds. Damit liegen sie etwa auf Landesdurchschnitt.
„Nur jeder siebte in unserem Geschäftsgebiet legt in Fonds an. Im internationalen Vergleich hinken wir damit weit hinterher. Jeder zweite US-Amerikaner und jeder fünfte Brite oder Schweizer besitzt Aktien“, sagt Vorstand Trotz.
Sparverhalten in Paderborn unter dem Durchschnitt
Die Einwohner im Kreis Paderborn können monatlich im Schnitt 187 Euro zur Seite legen. Durchschnittlich können die Sparer in NRW 198 Euro monatlich sparen. Im Bundesschnitt sind es 201 Euro.
„Unseren öffentlichen Auftrag, den Sparsinn der Bevölkerung zu pflegen, interpretieren wir als unsere Mission, den Menschen in der Region eine sinnvolle Geldanlage zu ermöglichen“, betont Trotz. Dies gelte auch oder gerade für kleinere Anlagesummen.
„Anleger müssen in der Zinswüste umdenken und sich die Wege zu Renditeoasen erschließen“, sagt Vorstand Trotz und meint damit die Kapitalmärkte. „Sparer sollten renditeträchtige Anlageformen wie Aktien in Erwägung ziehen und dabei die Kurzzeitorientierung aufgeben. Auch regelmäßiges Sparen mit einem Fondssparplan kann helfen, den Kaufkraftverlust zu vermeiden. An Wertpapieren geht, insbesondere bei dem langfristig verzichtbaren Teil des Vermögens, wirklich kein Weg mehr vorbei“, ergänzt Deka-Volkswirt Bahr.
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