93 Opfern häuslicher Gewalt konnte kein Platz angeboten werden
Paderborner Frauenhaus muss abweisen
Paderborn
Das Paderborner Frauenhaus musste bis zum 30. August bereits 93 schutzsuchende Frauen abweisen. Betroffen davon waren auch 99 Kinder.
„Wir können den Frauen oft keine Alternative nennen, es gibt landes- und bundesweit definitiv zu wenig Frauenhausplätze“, sagte Martina Schubert. Zusammen mit ihrer Kollegin Antje Erdmann berichtete sie am Donnerstag in der Sitzung des Gleichstellungsausschusses über die Situation der Paderborner Einrichtung.
Am neuen Standort, der nicht öffentlich gemacht wird, haben die neun Mitarbeiterinnen für ihre Klientel und für sich mehr Platz als früher. Sieben Wohnungen für 15 Frauen stehen dort zur Verfügung, eine davon für drei alleinstehende Frauen. Außerdem kann das Frauenhaus bis zu 26 Jungen und Mädchen aufnehmen. Das Frauenhaus gibt es seit 42 Jahren, die Feier zum 40. Geburtstag fiel wegen der Corona-Pandemie aus.
Abweisungen trotz mehr Platz
Die Größe des Frauenhauses sei für Paderborn angemessen, erläuterte Schubert: „Wir wollen kein anonymes, großes Krankenhaus zur Behandlung von Gewalt sein, sondern Gemeinschaft bieten.“ Gleichwohl müsse man Frauen, die Opfer von männlichen Attacken geworden sind, leider immer wieder aus Platzgründen abweisen. Im vergangenen Jahr waren das 95 Frauen mit 128 Kindern. Im Gegenzug konnten 47 Frauen mit 68 Kindern aufgenommen werden.
Die Frauen, die einen Platz finden und zum Teil aus dem ganzen Bundesgebiet kommen, bleiben notgedrungen länger als früher, weil sie nur schwer eine Wohnung finden. „So eine große Wohnungsnot habe ich noch nie erlebt“, beklagte Erdmann in der Ausschusssitzung. So stünden im Frauenhaus selbst weniger Akutplätze zur Verfügung.
Durch öffentliche Zuschüsse haben sich die Arbeitsbedingungen im Paderborner Frauenhaus verbessert. So wurden zum Beispiel Luftreiniger angeschafft. „Wir sind jetzt auch in der Lage, Homeoffice zu machen, wenn es Verwaltungsaufgaben betrifft“, berichtete Schubert.
Ein Platz pro 10.000 Einwohner
Nach der „Istanbul-Konvention“, die seit 2018 Bundesgesetz ist und die Kommunen verpflichtet, Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu bekämpfen und den Betroffenen Schutz zu bieten, soll es pro 10.000 Einwohner mindestens einen Frauenhausplatz geben. Paderborn erfüllt diese Vorgabe. Allerdings glaubt Elke Süsselbeck von der Linksfraktion: „Haben wir ausreichend Schutzplätze für Frauen in Paderborn? Ich wage das zu bezweifeln.“
Die Ausschussvorsitzende Mechthild Pleininger verwies darauf, auch in Salzkotten gebe es ein Frauenhaus. Dieses hat nach ihren Angaben aber noch nicht so viele Plätze, wie es haben müsste. Hier solle die Kreisverwaltung aktiv werden, findet Pleininger.
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