Land wirbt für „Die Kinder der toten Stadt“
Paderborner Musical gegen Antisemitismus kommt gut an
Paderborn
Das maßgeblich in Paderborn entstandene Musik- und Schultheater-Projekt „Die Kinder der toten Stadt“ über das Schicksal der Mädchen und Jungen im Ghetto Theresienstadt hat seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2018 einige erfolgreiche Stationen hinter sich: die Produktion des Hörspiels mit Iris Berben, Michael Schulte, Jade Schulz und Peter Heppner, die erfolgreiche Theater-Uraufführung in Frankfurt über zwei Spielzeiten hinweg und die Aufnahme des Projekts an mehreren Schulen in Soest und Aurich.
Einen neuen Schub verleihen dem Stück das Land Nordrhein-Westfalen und dessen Antisemitismusbeauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die es ausdrücklich empfehlen. „Als das Autoren-Team auf mich zugekommen ist, geschah dies in einer Zeit, in der Menschen wegen der Pandemie-Auflagen sich bei Anti-Corona-Demonstranten als Widerstandskämpfer darstellten und sich als vermeintlich Verfolgte gelbe Sterne anhefteten“, schreibt Leutheusser-Schnarrenberger in der zweiten Auflage des Materialbuchs zum Projekt. „Diese Beispiele zeigen, dass 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs eine Sensibilität gegenüber den NS-Opfern und ein Verständnis der damaligen Situation fehlen.“ Aufklärung vor allem an Schulen sei also nötiger denn je.
Die Idee für das Musical ging auf Sarah Kass zurück, die an der Uni Paderborn im Bereich Erinnerungskultur promovierte. Sie hat sich mit Kinderzeichnungen aus Theresienstadt beschäftigt und Projekte zur Vorbereitung von Besuchen in der Gedenkstätte Auschwitz geleitet. Die Musik zu „Die Kinder der toten Stadt“ komponierte der Paderborner Lars Hesse, der die Musikproduktionsfirma Lava Studios aufbaute. An der CD beteiligten sich Kinder des Paderborner Domchors und der Schauspieler Willi Hagemeier.
Das Musical ist in ein pädagogisches Konzept eingebettet und so geschrieben, dass junge Menschen sich in die Situation der Kinder im damaligen Ghetto hineinversetzen können. „Das Stück,“ lobt Leutheusser-Schnarrenberger, „berührt die Inszenierenden genauso wie das Publikum und erinnert an unsere gemeinsame Verantwortung, dem täglichen Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Formen couragiert zu begegnen“.
Ein großer Teil der zweiten Auflage des Begleitbuchs sowie die Hörspielproduktion werden interessierten Schulen in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellt. Neben Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zählen Felix Klein, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland, Doron Kiesel vom Zentralrat der Juden, und der Historiker Gideon Greif zu den Unterstützern des Musikdramas. Schirmherrin ist Iris Berben.
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