Forschungsverbund mit heimischer Beteiligung untersucht Social-Media-Plattform
Paderborner Wissenschaftler analysieren TikTok
Paderborn
Der Forschungsverbund „DataSkop“ will unter Leitung der gemeinnützigen Organisation „AlgorithmWatch“ die Social-Media-Plattform TikTok erforschen. An dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Datenspende-Projekt sind Wissenschaftler der Universität Paderborn, der European New School of Digital Studies, der Europa-Universität Viadrina, der Fachhochschule Potsdam und des Vereins Mediale Pfade beteiligt. Noch bis zum 31. März können Nutzer ihre Daten dem Projekt zur Verfügung stellen.
Auf Social-Media-Plattformen polarisieren häufig Inhalte, die auf falschen oder verachtenden Aussagen basieren – mit realen Folgen für die Nutzer. Dies gilt auch für das Videoportal TikTok, das in jüngster Vergangenheit zu heftigen Diskussionen geführt hat: wegen der Verbreitung russischer Propaganda, unzureichenden Jugendschutzes oder auch diskriminierender Einschränkung von Inhalten. TikTok ist mit mehr als einer Milliarde Nutzern eine der einflussreichsten Plattformen der Welt.
Das „DataSkop“-Projektteam will deshalb den TikTok-Empfehlungsalgorithmus mit echten Nutzungsdaten untersuchen. „Uns interessiert beispielsweise, ob es Hinweise darauf gibt, dass die Plattform bestimmte Inhalte prominent in den sogenannten ‚For-You-Feeds‘ platziert oder wie stark Themen wie der Krieg in der Ukraine, die Inflation, Hitzekatastrophen und Corona auf TikTok präsent waren“, erklärt der Paderborner Teilprojektleiter Prof. Dr. Bardo Herzig.
Empfehlungsalgorithmus besser verstehen
Social-Media-Unternehmen wie Meta, Google und Co. haben oft Kenntnis von den schädlichen Auswirkungen ihrer Algorithmen, verhindern aber unabhängige Forschung dazu. Über Datenspenden ist es möglich, intransparente Funktionsweisen und Empfehlungsprinzipien algorithmischer Systeme zu untersuchen und Einblicke zu gewinnen.
Die Paderborner Wissenschaftler wollen laut einer Ankündigung der heimischen Universität die entwickelten Tools und die Projektergebnisse für die Medienbildung in der Schule nutzen. Die Auseinandersetzung damit, wie Nutzungsdaten in Empfehlungssystemen erhoben und verarbeitet werden, stelle einen wichtigen Baustein von Medien- und Datenkompetenzen dar, heißt es weiter. „Insbesondere visuelle Zugänge sind für Schüler enorm wichtig, wenn es um undurchsichtige und schwer zu analysierende Nutzungsdaten geht“, sagt der Paderborner Medienpädagoge und Projektmitarbeiter Emanuel Sarjevski.
Teilnahme an der Datenspende
An den Datenspenden können sich alle Interessierten beteiligen, indem sie eine sogenannte Open-Source-Software von der Plattform www.dataskop.net/download herunterladen, über die dann die Daten angefordert werden. Dabei handelt es sich um private Nutzungsdaten, zu deren Herausgabe die Plattformen aufgrund der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verpflichtet sind. Sobald diese Daten verfügbar sind, werden sie abgerufen. Die Nutzer sehen daraufhin unterschiedliche Visualisierungen ihres eigenen Nutzungsverhaltens und können dann entscheiden, ob sie ihre Daten für das Projekt spenden möchten.