SPD will ihn abschaffen, scheitert aber mit ihrem Antrag
Paderborns umstrittener Heimatpreis
Paderborn
Der Zeitpunkt war unglücklich. Drei Tage, bevor am Samstag im Rathaus der Heimatpreis an die Heimatfreunde Marienloh, den Musikzug der Heidekompanie im PBSV und an den Kanu-Club Paderborn vergeben wird, diskutierte der Kulturausschuss über dessen Abschaffung.
Die SPD hält den Heimatpreis für überflüssig und beantragte, auf die Auslobung zu verzichten. Ihm fehle ein „ausgeschärftes Profil“, sagte Manfred Krugmann. Beim Kulturpreis wisse jeder, wofür er ist, beim Heimatpreis nicht.
Die für ihn formulierten Richtlinien wie „Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie der Identitätsbildung auf lokaler Ebene“ hätten etwas Beliebiges an sich, zudem sei der Heimatbegriff schillernd und werde gern „ im Spektrum rechter Gruppierungen“ zur Ausgrenzung anderer instrumentalisiert. „Aber in einer Einwanderungsgesellschaft darf es keine Ausgrenzung geben“, betonte Krugmann.
CDU will das Ehrenamt unterstützen
Der SPD-Antrag kam nicht durch. Für die CDU unterstrich Mechthild Pleininger: „Uns ist es wichtig, das Ehrenamt zu unterstützen, auch wenn es um das Thema Heimat geht. Für mich ist Heimat unsere Heimatstadt Paderborn und alles, was damit zu tun hat.“ Parteifreund Matthias Dülme warnte davor, den Begriff Heimat mal eben so in die rechte Ecke zu stellen. Wenige Tage vor der Verleihung müsse die Diskussion denen, die ausgezeichnet werden, „despektierlich“ vorkommen.
Das findet auch der Erste Beigeordnete Carsten Venherm. Er erinnerte daran, dass bereits neun Heimatpreise zuerkannt wurden und das Konzept von Anfang an ausdrücklich sehr breit angelegt gewesen sei. Herbert Grönemeyer habe es treffend so ausgedrückt: „Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl.“
Johannes Menze von den Grünen will die Verleihung eines modern verstandenen Heimatpreises „gerade in Zeiten, in denen völkische Hohlköpfe uns mit einem identitären Heimatbegriff belästigen, auf keinen Fall abschaffen“. Angestaubte Milieus passten nicht in eine offene, tolerante Einwanderungsgesellschaft.
Bei AfD-Ratsherr Alexander Lex hat die Toleranz offenbar da Grenzen, wo Menschen nicht einwandfreies Deutsch sprechen. Er kanzelte den Vertreter des Integrationsrates, Alexander Wittmer, ab, als der den Antrag der Gruppe „Deutsch-Türkische Freundschaft“ für eine Befreiung der Migrantenorganisationen von der Selbstbeteiligung (350 Euro) für die Pagodenzelte beim Internationalen Fest der Begegnung vorstellte: „Gehen Sie vorher zu jemandem, der der deutschen Sprache mächtig ist.“
AfD nennt Sozialdemokraten „vaterlandslose Gesellen“
Die SPD bezeichnete Lex als „vaterlandslose Gesellen“ und nahm damit einen Vorwurf auf, der den Sozialdemokraten schon im Deutschen Kaiserreich (1871-1918) gemacht worden war. Irgendwann platzte der Ausschussvorsitzenden Sabine Kramm dann der Kragen: „Herr Lex, wir sind hier nicht in der Schule.“
Da bleibt zu hoffen, dass die Verleihung des Heimatpreises am Samstag harmonischer ablaufen wird.
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