Digitalisierung: Bearbeitungszeit soll sich mindestens um 20 Prozent verkürzen
Paderborns Verwaltung verspricht schnellere Genehmigungen
Paderborn
Die Zeit, in der ein Antrag in der Paderborner Stadtverwaltung bearbeitet und genehmigt wird, soll sich bis 2025 mindestens um 20 Prozent verkürzen. Dieses Ziel und weitere Vorhaben enthält das neue Digitalisierungskonzept der Verwaltung, das am Mittwoch in der Sitzung des Ausschusses für Digitalisierung und E-Government vorgestellt wurde.
Mit der Strategie „Digitale Verwaltung Paderborn“ hat die Verwaltung die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) in Köln beauftragt. Deren Berater Matthias Neutzner kündigte für Paderborn an: „Bis 2025 sollen alle Leistungen der Verwaltung digital erreichbar sein.“
In den kommenden drei Jahren wird demnach schwerpunktmäßig die Verwaltungsarbeit in den Bereichen Bauaufsicht, Sozialhilfe, Kinder- und Jugendhilfe, Soziale Teilhabe und Rentenangelegenheiten digital umgestaltet. Dazu gehöre in der Kinder- und Jugendhilfe auch, über moderne Kanäle „auf Augenhöhe mit Kindern, Jugendlichen, Eltern und Sozialarbeitern zu kommunizieren“, erläuterte Neutzner.
Zwölf zusätzliche Stellen für 2023 geplant
Dies gehe aber nicht ohne weiteres Personal, betonte die Verwaltung. Für 2023 hält sie zwölf neue Stellen für erforderlich, für 2024 mindestens weitere zwei. Angesichts des Fachkräftemangels geht Paderborns IT-Leiter Thomas Kloppenburg davon aus, dass die Stellen frühestens im vierten Quartal 2023 besetzt sein werden. Generell sei der Fachkräftemangel „dramatisch“, ergänzte Kämmerer Markus Tempelmann. 2030 würden den Verwaltungen in Deutschland schätzungsweise eine Million Frauen und Männer fehlen: „Jeder Sechste wäre dann weg. “ Die Verwaltungen treffe der Fachkräftemangel härter als die freie Wirtschaft.
Das Kopieren fällt weg
Durch eine konsequente Digitalisierung würden in den Rathäusern Personalkapazitäten frei, weil Routinetätigkeiten wie das Kopieren von Dokumenten wegfielen, sagte Neutzner von der KGSt voraus. Die Mitarbeiter könnten dann als „Teamassistenten“ die Kollegen in den Fachämtern unterstützen und beispielsweise organisatorische Aufgaben erledigen. Umgekehrt verbessere sich der Service für die Bürger: „Wenn ein Architekt die Unterlagen nicht mehr in Kartons in die Verwaltung bringen, sondern nur noch auf den Knopf drücken muss, sinken die Bürokratiekosten.“
Bei der Umstellung von der papierbasierten auf die digitale Sachbearbeitung handele es sich um eine zeitraubende Angelegenheit und große kollektive Anstrengung während der üblichen Arbeitszeit: „Wir können die Fachämter ja nicht anhalten.“
Bewohnerparkausweis voll digitalisiert
Dass noch eine Menge zu tun ist, zeigen ein paar Zahlen. Nur die Beantragung und Verwaltung eines Bewohnerparkausweises ist bislang voll, also bis zum Abschluss des Prozesses digitalisiert. Für 90 Dienstleistungen können elektronisch Anträge gestellt werden, das Leistungverzeichnis der Verwaltung umfasst aber allein 4000 Einzeleinträge. Künftig sollten die Leistungen mit weniger Personal-, Sach- und Raumaufwand erbracht werden, kündigte Neutzner an. Die Verwaltungsarbeit mit anderen Behörden solle komplett digital erfolgen.
Dies bedeute aber nicht, dass für die Bürger die Türen geschlossen würden. Neutzner: „Es wird weiter möglich sein, in die Verwaltung zu gehen, die digitale Sachbearbeitung soll die Zugangswege ergänzen.“ Offene Türen sind auch Beate Röttger-Liepmann von der SPD ganz wichtig. Vor allem ältere Menschen könnten mit dem Ausfüllen von Masken überfordert sein, befürchtet sie und schlug die Einrichtung eines Servicebüros vor, in dem Betroffenen beim Eintragen von Daten geholfen werde. In jedem Fall dürfe die Digitalisierung nicht zu weniger Mitarbeitern führen. „Wir brauchen mehr Personal, nicht weniger, das vorhandene Personal müssen wir durch Umschulungen und Weiterbildungen unbedingt halten“, betonte Röttger-Liepmann.
Bei der großen Mehrheit im Ausschuss stieß das Digitalisierungskonzept der Verwaltung auf Zustimmung. „Sie sind auf einem sehr guten Weg“, lobte Gerrit Pape von den Grünen. Der Sachkundige Bürger Benedikt Schotten mahnte, die Stadt müsse die digitalen Angebote ausreichend bekannt machen, sonst könnten sie keinen gesellschaftlichen Nutzen stiften. Alexander Lex von der AfD vermisst klare Angaben darüber, inwieweit durch die Digitalisierung Geld, Arbeitsstunden und elektrische Energie in der Verwaltung gespart wird. Lex: „Irgendwann muss messbar was dabei rumkommen, wir müssen unsere Entscheidungen vor den Bürgern rechtfertigen.“ Zahlen dazu seien quantitativ nur schwer zu erheben, entgegnete Paderborns Digitalisierungsbeauftragte Christiane Boschin-Heinz.
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