Erhöhung um zehn bis 20 Cent pro Stunde – Müssen Anwohner und Politessen leiden?
Kein Aprilscherz: Parken in Paderborn jetzt teurer
Paderborn
Am 1. April erleben die Autofahrer in Paderborn eine unangenehme Überraschung. Seit Samstag ist das Parken teurer. Hoffentlich müssen die „Überwachungskräfte des ruhenden Verkehrs“, wie Politessen heute genannt werden, den Ärger von so manchem Autofahrer nicht ausbaden.
Der stellvertretende Leiter des Ordnungsamtes, Michael Meier, ist noch gelassen: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Prellbock bilden werden.“ Ungemütlich werde es vielmehr dann, wenn die Verwarngelder erhöht werden. Kostete das „Knöllchen“ früher fünf Euro, fängt es heute bei zehn Euro an.
Generell sei der Umgang mit den 13 Überwachungskräften des ruhenden Verkehrs zwar rauer geworden, zu Tätlichkeiten sei es aber in Paderborn noch nicht gekommen, erläutert Meier.
An den Verwarngeldern ändert sich zum 1. April nichts, dafür dreht die Stadt an der Gebührenschraube. In jedem Fall werden die neuen Parkgebühren nicht jedem gefallen. Sie steigen für eine Stunde im Schnitt um zehn bis 20 Cent. Auf den Großparkplätzen Maspernplatz und Rathenaustraße kostet das Abstellen des Fahrzeugs künftig 1,30 Euro pro Stunde und acht Euro am Tag. Zuvor waren es 1,20 Euro beziehungsweise 7,50 Euro. Auf dem Parkplatz Liboriberg sind künftig 1,50 (statt 1,40 Euro) pro Stunde zu berappen, deutlich teurer wird es auf dem Domplatz (1,60 statt 1,40 Euro).
Weniger Autos am Straßenrand das Ziel
Mit den neuen Parkgebühren sei das Ziel verbunden, die Autofahrer dazu zu animieren, verstärkt die Parkhäuser zu nutzen, sagt der ASP-Chef Dietmar Regener: „Wenn man direkt am Straßenrand parkt, wird es deutlich teurer als im Parkhaus.“ Es sei der politische Wille gewesen, das straßenbegleitende Parken einzudämmen. Deshalb werde auch das Anwohnerparken zum Beispiel an der Westernmauer ausgeweitet.
Für die Bewirtschaftung der Parkplätze ist der städtische Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetrieb ASP zuständig. Insgesamt stehen in der City 4100 Parkplätze zur Verfügung. Wer auch nach dem 1. April darauf beharrt, im Inneren Ring am Straßenrand zu parken, wird sich wundern. Am Heierswall, Gierswall, an der Friedrichstraße und am Paderwall werden künftig zwei Euro fällig, also 30 Cent mehr. Für die Bereiche Rathenaustraße und Riemeke sind es 1,60 Euro – also 20 Cent mehr so wie auch an der Neuhäuser Straße oder Theodorstraße. In der restlichen Innenstadt wird von 70 Cent auf einen Euro aufgerundet. Natürlich müssen auch Dauerparker tiefer in die Tasche greifen und drei Euro mehr pro Monat aus der Geldbörse kramen. Immerhin: Wer sein Auto sonntags auf den Großparkplätzen abstellt, muss auch weiterhin nichts dafür bezahlen.
Sind die Menschen in den Wohngebieten die Gelackmeierten? Müssen sie künftig mehr Parksuchverkehr verkraften, weil die neuen Gebühren Autofahrer abschrecken? „Das befürchte ich bei einer Erhöhung um zehn bis 20 Cent nicht, aber bei 50 bis 60 Cent würden wir diese Verlagerung in Wohngebiete vermutlich beobachten“, antwortet Dietmar Regener. Er betont, trotz der Erhöhung sei Paderborn kein Straßenräuber: „Bei den Städten über 100.000 Einwohner in Deutschland waren wir immer unter den günstigsten.“ Das hätten Auswertungen des Bundesverbandes Parken gezeigt, so Regener.
Dass das Parken in Paderborn ab April 2023 teurer ist , hat auch mit einer Gesetzesänderung zu tun. So muss die Stadt seit diesem Jahr auf die Einnahmen auf den Großparkplätzen Maspernplatz, Liboriberg und Domplatz 19 Prozent Umsatzsteuer zahlen. Würde sie auf eine Gebührenanpassung verzichten, gingen ihr 330.000 Euro an Einnahmen verloren.
Werbegemeinschaft fordert günstiges Parken
Auf bezahlbare Parkgebühren dringt regelmäßig die Werbegemeinschaft. Erst Mitte März gab deren Vorsitzender Uwe Seibel zu bedenken: „Ein Großteil der Besucher von Paderborn kommt aus dem weiten Umland und hat nicht die Wahl, den ÖPNV zu nutzen. Ca. 50.000 Einpendler kommen täglich mit dem Pkw aus der ländlich geprägten Region in das Oberzentrum Paderborn.“ Dem müsse man gerecht werden. Dazu gehöre „günstiges und bequemes Parken“ und die gute Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Auto. Die Werbegemeinschaft fordert den Erhalt der innerstädtischen Parkplätze und wünscht sich eine zügige Realisierung eines Parkhauses im Bereich der Florianstraße.