Neue Ausstellung mit Bildern und Installationen in der Städtischen Galerie
Die Kunst in Schloß Neuhaus bewegt sich
Paderborn-Schloß Neuhaus
„Nachts im Museum“ heißt ein Kinofilm. Nachts allein in der Städtischen Galerie in Schloß Neuhaus ist Tina Tonagel. „Dann habe ich eine ganze Welt für mich“, sagt die Künstlerin.
Nur noch wenige Nächte hat sie Zeit, um ihre Installationen aufzubauen, bevor am Sonntag (5. März) um 11.30 Uhr die Ausstellung „Geheimnisvoll bewegt: Bildmechanik und Kinetik“ eröffnet wird. Die Gastprofessorin für Sound an der Kunsthochschule für Medien in Köln teilt sich den Raum mit zwei bereits verstorbenen Künstlern: mit Robert Michel und Friedrich Meckseper. Allen gemeinsam ist das Bemühen darum, Bewegung zu erzeugen und widerzuspiegeln.
Tina Tonagel, die in Köln lebt, wird in Schloß Neuhaus ihr „Messgeräteballett“ präsentieren. Sie hat analoge Messgeräte aus den 1950er Jahren gesammelt und steuert sie so, dass sich die Zeiger bewegen. Tina Tonagel sorgt außerdem dafür, dass Fächer sich entfalten, Triangeln spielen, Türschellen klingeln und Muffinförmchen sich zu Wolken aufbauen.
Selbstspielende Instrumente
Aus sieben Lautsprechern, unterschiedlich dicken und langen Metallfedern, Hämmerchen, Kontakmikrofonen und einzeln ansteuerbaren Motoren besteht ihre Klanginstallation „Reverb Consort “. Sie baue selbstspielende Instrumente und erforsche Materialien auf ihren Klang hin, erläuterte die Künstlerin am Donnerstag. Und so können die Besucher der Ausstellung nicht nur hinschauen, sondern auch hinhören.
Geschickt schafft die Leiterin der städtischen Museen und Galerien, Andrea Brockmann, eine enge Verbindung aus Bildern und Klängen. Beispielsweise kombiniert sie das surrealistische Bild „Uhr“ (1979) von Friedrich Meckseper mit einer Wand aus den Türschellen von Tina Tonagel. Der Bewegung in deren Fächer-Kunstwerk „Chor der Chimären“ stellt Andrea Brockmann Mecksepers Werk „Perpetuum Mobile“ gegenüber, in dem alles stillsteht „und wir als Betrachter aufgefordert sind, uns die Bewegung vorzustellen“.
Ein Nashorn mit Getriebe
Friedrich Meckseper (1936-2019) aus Bremen schuf Stillleben und Zeichnungen mit Gegenständen, die eigentlich nichts gemein haben – so wie ein Nashorn, das in seinem Bauch keine Organe, sondern ein Getriebe hat. Mit Robert Michel verband den Mechaniker und Künstler der Versuch, Natur und Technik miteinander zu verbinden. Mechanische Fische waren Ausdruck davon.
Zu Robert Michel (1897-1983), der aus dem Taunus stammte, hat Andrea Brockmann eine besondere Beziehung. Sein Werk ist in der städtischen Kunstsammlung reich vertreten – auch deshalb, weil der begeisterte Flieger die Paderborner Künstlerin Ella Bergmann kennenlernte und heiratete. Andrea Brockmann ist fasziniert davon, wie Robert Michel mechanische Abläufe auf seinen Bildern in Kunst umsetzte: „Alles wirkt bewegt, kreisend, rotierend. “ Für Robert Michel sei Bewegung in der Zeit der Weimarer Republik auch ein politisches Versprechen gewesen, Technik ein Vehikel für den Übergang in eine moderne Gesellschaft weg vom Monarchischen hin zur Demokratie.
Ausdruck von Technikeuphorie
Bei Robert Michel greifen Zahnräder ineinander, drehen sich Scheiben, die Bilder sind Ausdruck von Technikeuphorie, es sind Anti-Stillleben verglichen mit den Blumen- und Früchtearrangements der niederländischen Meister. Die Sicherheitsschlösser der US-Firma Yale faszinierten ihn sehr. 26 Werke von Robert Michel sind in der Ausstellung zu sehen. „Wir wollen die städtische Sammlung präsenter in die Öffentlichkeit bringen“, kündigte Andrea Brockmann an.
Die Ausstellung „Geheimnisvoll bewegt“ ist bis zum 9. Juli in der Städtischen Galerie in der Reithalle zu sehen. Am 1. und 2. April können erst Kinder und dann auch Erwachsene von 14 bis 17 Uhr zusammen mit Tina Tonagel Phantasiemaschinen konstruieren ([email protected], Telefon: 05251/8811076). Öffentliche Führungen finden jeweils am letzten Sonntag im Monat um 16 Uhr statt. Und dann wird es noch ein Konzert geben: Am 10. Juni um 20 Uhr erzeugen Tina Tonagel und Elisabeth Coudoux als FRAUFRANKE50KILOHERTZ einen ganz speziellen Klangkosmos.
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