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Polizei: So verhält man sich bei Anrufen richtig

Senioren übergeben in Paderborn 20.000 Euro an Telefonbetrüger

Paderborn

Mit kombinierten Betrugsmaschen sind falsche Bankmitarbeiter und angebliche Polizisten wieder in Paderborn aktiv. Am Mittwoch erbeuteten die Täter nach Polizeiangaben einmal 2000 Euro und in einem weiteren Fall sogar 20.000 Euro. Die Täter gingen besonders dreist vor, um ihre Opfer im Alter von 78, 86 und 90 Jahren zur Zahlung hoher Beträge zu drängen.

Eine ältere Dame nimmt in ihrer Wohnung ein Telefongespräch an. Foto: Roland Weihrauch/dpa/Symbolbild

Das Perfide: Die drei Seniorinnen wurden von mehreren Tätern während der gesamten Tatausführung über Stunden am Telefon oder Handy permanent massiv unter Druck gesetzt. Neben dieser Masche wurden der Polizei in den vergangenen Tagen auch einige Betrugsversuche über WhatsApp gemeldet.

Um 13.20 Uhr klingelte am Mittwoch das Telefon einer 78-jährigen Paderbornerin. Die Seniorin nahm ab und es meldete sich die „Kriminalpolizei“. Der Anrufer erzählte zunächst, dass in der Nachbarschaft ein Überfall verübt worden wäre. Dann sprach er davon, dass ein Bankmitarbeiter als Tatverdächtiger in Betracht käme. Der Mann würde die Geldautomaten bestücken und man wolle ihn über Fingerabdrücke auf den Banknoten identifizieren.

Der Kriminalbeamte habe gewusst, auf welcher Bank die Paderbornerin ihr Geld hat und kannte sogar den Kontostand, gab die Geschädigte später an. Sie solle zur Bank gehen und 20.000 Euro abheben. Das Geld solle sie in ihr Auto legen. Die Polizei würde es untersuchen und den Tatverdächtigen festnehmen.

Für die Fahrt zur Bank musste das Gespräch auf dem Handy der 78-jährigen weitergeführt werden. Die Gesprächspartner am Telefon wechselten. Das Opfer berichtete von mindestens drei unterschiedlichen Männerstimmen. Ununterbrochen redeten die Täter auf die Seniorin ein. Sie fuhr zur Bank, hob das Geld ab und stellte ihr Auto wie geheißen unverschlossen gegen 15.35 Uhr ab. Nach über zwei Stunden endete dann das Telefonat mit den Tätern. Erst am Abend kamen der Frau Zweifel und sie informierte die Polizei. Dann stellte sie fest, dass das Geld nicht mehr in ihrem Auto lag.

86-Jährige übergibt Karte

Parallel zu diesem Betrugsfall lief eine weitere Tat. Opfer in diesem Fall eine 86-jährige Paderbornerin. Sie wurde gegen 13.00 Uhr von einem angeblichen Sicherheits-Mitarbeiter ihrer Bank angerufen. Der Mann gab an, dass von einer Firma mehrere Tausend Euro von ihrem Konto abgebucht worden wären. Da die Frau diese Buchung nicht veranlasst habe, vermutete der „Bankmitarbeiter“, dass jemand ihre PIN-Nummer für ihre Bankkarte habe.

Um die Karte zu sperren, musste die Seniorin nach einem Signalton ihre PIN-Nummer angeben. Um die Geldkarte zu prüfen, so der Anrufer, käme sofort ein Polizist vorbei, der die Karte abholt. Um kurz vor 14 Uhr stand der angebliche Beamte in Zivil vor der Tür und nahm die Geldkarte in Empfang. Ausweisen würde er sich beim Zurückbringen der Karte, so der Täter. Nachdem der Mann fort war, kam der Seniorin die Sache komisch vor und sie wandte sich an die echte Polizei. Bis zur schnell eingeleiteten Kartensperrung hatten die Täter schon 2000 Euro vom Konto der Paderbornerin abgehoben.

Angeblich zur Polizei vermittelt

Bereits am Dienstagnachmittag hatten die Täter eine 90-jährige Paderbornerin am Telefon mit einer ähnlichen Masche betrogen. Ein falscher Bankmitarbeiter hatte der Frau wegen einer nicht autorisierten Abbuchung Angst gemacht. Sie solle Anzeige bei der Polizei erstatten und ihr Konto sperren.

Der vermeintliche Bankmitarbeiter stellte das Opfer angeblich direkt zur Polizei durch und der Gesprächspartner wechselte. Ein anderer Betrüger gab sich jetzt als Polizist aus, der das vorhandene Bargeld und die EC-Karte der Paderbornerin überprüfen wollte. Dazu schickte er einen Kollegen vorbei, dem sie alles aushändigen solle. Die PIN fragte der falsche Polizist direkt ab.

Als dann gegen 17.00 Uhr eine Zivilperson vor ihrer Haustür stand, gab die 90-Jährige mehrere hundert Euro in Bar und ihre EC-Karte heraus. Auch dieses Telefonat hielten die Täter über zwei Stunden aufrecht, um das Opfer durchgehend unter Druck zu setzen und keine Chance zum Nachdenken oder zur Kontaktaufnahme mit einer vertrauten Person zu bieten. Ob die Täter in diesem Fall weitere Beute gemacht haben, steht noch nicht fest.

Auch am Donnerstag waren die Betrüger weiter aktiv, wie die Polizei am Nachmittag mitteilte. Bis 15 Uhr hatten sich bei der Polizei bereits drei Betroffene aus Paderborn, Sande und Altenbeken-Schwaney gemeldet.

Die Paderborner Polizei warnt immer wieder vor den Betrügern, auf dessen schauspielerisches Talent selbst Menschen reinfallen, die mitten im Leben stehen und über die Masche Bescheid wissen. Tipp der Beamten: "Wenn Sie angerufen werden - völlig egal von wem und mit welchem Hintergrund! - und es geht um ihr Geld, ihre Wertsachen oder Angehörige, die in schlimme Unfälle oder Ähnliches verwickelt sind, legen Sie sofort auf und kontaktieren persönlich eine Vertrauensperson oder die Polizei über 110."

Die Täter tragen dabei bewusst schockierende Sachverhalte vor und versuchen  ihre Opfer möglichst lange am Telefon zu halten, damit diese nicht über den Sachverhalt nachdenken können.

Polizei gibt Tipps

"Sprechen Sie regelmäßig mit ihren älteren Angehörigen über das Thema Telefonbetrug. Machen Sie Ihnen klar, dass es sich in solchen Fällen immer um Betrüger handelt", so die Polizei. Darin sind explizit auch Senioren eingeschlossen, die mental noch fit sind. Ein weiterer Tipp: "Treffen Sie Vereinbarungen und stellen Sie sich als vertrauensvolle Kontaktperson zur Verfügung."

Telefonbetrug und viele andere Betrugsvarianten können auch jüngere Menschen treffen. Deswegen: Seien Sie niemals arglos, wenn es um ihr Vermögen oder Ihre Daten geht. Hier können Sie sich über die Maschen der Täter und Tipps der Polizei informieren.

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