Frieren im Gottesdienst bringt erhebliche Einsparungen
Kommt die Sitzheizung für den Paderborner Dom?
Paderborn
Sieben Grad herrschen seit Wochen durchschnittlich im Paderborner Dom. Weiterhin wird auf das Einschalten der Heizung verzichtet. Nun gibt es eine Berechnung, was dieser Verzicht energetisch bringt. Nach Angaben von Monsignore Joachim Göbel werde man den CO2-Jahresausstoß von 15 Vier-Personen-Haushalten einsparen. Könnten elektrische Sitzheizungen auf den Kirchenbänken eine Alternative sein? Der Dompropst schlägt vor, dass man dies prüfen lässt.
Wie berichtet, gibt es für den Dom und die Kaiserpfalz eine gemeinsame Heizung. Während die Heizung für die Kaiserpfalz wegen des Museumsbetriebs und der Veranstaltungen weiter läuft, ist der Wärmekreislauf im Dom seit Wochen abgeschaltet. Das Domkapitel hatte die Entscheidung als eine Solidaritätsbekundung gegenüber den Menschen in der Ukraine sowie hier vor Ort bezeichnet. Viele Bürger warteten mit großer Sorge auf ihre Heizkostenabrechnung, weiß Göbel.
Doch was bringt das Frieren im Dom nun tatsächlich? Eine Berechnung der beauftragten Fachfirma, die die komplette Heizperiode Winter 2022/23 (bis März) betrachtet hat, kommt nach Worten des Dompropstes auf eine Ersparnis von 220.000 Kilowattstunden. Das sind umgerechnet 44,64 Tonnen CO2, was wiederum der Menge von 15 Vier-Personen-Haushalten entspricht, die damit ein ganzes Jahr lang heizen könnten. „Das ist schon ordentlich“, ist Monsignore Göbel zufrieden.
Heizkosten in Höhe von 50.000 Euro
Bei den Kosten sieht es wie folgt aus: Im Durchschnitt wird für Kaiserpfalz und Dom pro Jahr mit Heizkosten in Höhe von 50.000 Euro gerechnet. „Hier stellt sich nun die Frage, ob wir das Geld in Zukunft weiter für das Heizen ausgeben wollen oder ob man es für andere Zwecke einsetzt“, sagt der Dompropst. Wie die Einsparungen genutzt werden sollen, sei noch nicht klar. Das werde das Domkapitel beraten müssen.
Um den Komfort für Gottesdienstbesucher zu erhöhen, könnte sich Monsignore Göbel Kirchenbankpolster mit Heizfunktion vorstellen. Man kennt das System aus dem Auto: Auch wenn es im Wagen selbst kalt ist, kann die Sitzheizung schnell für ein angenehmes Gefühl sorgen. Solche Kirchenbankpolster seien bereits in verschiedenen Gotteshäusern im Einsatz. Sie würden automatisch erkennen, wo jemand sitzt, und auch nur diesen betreffenden Bereich erwärmen, berichtet Göbel.
Gottesdienste in der Krypta
Zudem gibt es bereits Vorschläge, wie es im nächsten Winter weiter gehen könnte: Wenn vor Libori die Krypta unter dem Dom fertiggestellt und wieder geweiht sei, könnten dort wieder Gottesdienste unter der Woche gefeiert werden. Dieser Raum ließe sich deutlich besser erwärmen als die große Bischofskirche.
Übrigens: Weniger als die Temperatur ist die Luftfeuchte für den Dom entscheidend. Sie betrug vor ein paar Wochen noch 55 Prozent. Inzwischen liegt sie bei 60 bis 65 Prozent. Sollte sie über 70 Prozent steigen, müsste man heizen, weil ansonsten die Gefahr von Schimmelbildung – insbesondere an der Orgel und auf Kunstwerken und Holz – besteht.
Empfindliche Orgel
Die Werte würden permanent an verschiedenen Stellen per Fernwartung überwacht. Risiken für die empfindlichen Gegenstände sieht der Dompropst derzeit nicht. Göbel stellt noch einmal klar: „Ein so großer Raum lässt sich nicht mal eben für ein Wochenende heizen.“ Das sei schon allein wegen der Orgel nicht möglich, die sehr empfindlich auf Temperatur-Schwankungen reagiere. Im Moment komme sie gut mit dem Klima im Dom zurecht, der Ton klinge nach Angaben der Domorganisten sehr klar.
Göbel erinnert daran, dass der Dom erst seit der Sanierung in den 1970er Jahren effektiv beheizt werden könne. Zuvor sei es im Winter immer kalt gewesen. Die Reaktionen auf die Entscheidung des Domkapitels seien sehr unterschiedlich. „Wir haben eine handvoll schriftliche Beschwerden vorliegen, dass es zu kalt ist“, sagt er. Mehr nicht. Auf die Zahl der Gottesdienstbesucher habe das Sparen übrigens keine sichtbaren Auswirkungen.
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