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Helmut Bistika ist immer auf der Suche nach neuen Materialien

Slowake stellt im Paderborner Kunstverein aus

Paderborn

Der Hals einer Violine als Nase auf einem ausrangierten Sanitätszelt: Der slowakische Künstler Helmut Bistika kombiniert verschiedenste Materialien und Welten. Seine Ausstellung „HerzLicht“ wird am Freitag (24. März) im Kunstverein Paderborn eröffnet und bis zum 7. Mai gezeigt.

Von Dietmar Kemper

Was macht Menschen schön – die äußere Schale oder der innere Kern?  Auch diese Frage beschäftigt den Künstler Helmut Bistika, der zum erstenmal in Paderborn ausstellt.  Foto: Oliver Schwabe

Für die Kunstwerke war es eine lange Fahrt, ein VW-Bus brachte sie in 15 Stunden aus dem Atelier in Medzev nach Paderborn. In der obersten Etage des Kunstvereins (Kamp 13) sind die Arbeiten im Zusammenhang mit dem Sanitätszelt zu sehen.

Helmut Bistika fand es bei einem ehemaligen Soldaten, ergänzte es  zum Beispiel mit Holz und Hanf und verlieh ihm eine neue Gestalt.  Teile des Zeltes fügte er wieder zusammen, rettete sie, wie er sagt. „Material, das niemand mehr braucht, bekommt ein neues Leben“, sagte der 59-Jährige am Donnerstag (23. März). Das Sanitätszelt habe eine Seele, eine Vergangenheit.

Helmut Bistik ist vernarrt in Materialien, er schöpft die ganze Palette aus. Von Stoff über Holz und Blech ist bis hin zu Moos und Bienenwaben alles dabei. Eine Bienenwabe bildet den Körper eines aufs Wesentliche reduzierten Engels. Mit Engelsdarstellungen war der Slowake bekannt geworden, aber makellose, engelsgleiche Gesichter sind in der Paderborner Ausstellung bis auf eine Ausnahme nicht zu sehen.

„Es ist nicht lieblich“

Was den Besuchern unter die Augen kommt, wird der eine oder andere gruselig finden. Vielleicht wegen der dunklen Farben auch düster. „Es ist nicht lieblich“, räumt der Künstler selbst ein, „aber es ist ehrlich“. Die Bilder und Skulpturen bilden  „mein Inneres, das raus muss“, ab, betont Helmut Bistika. Kunst sei für ihn auch Selbstherapie.

Ein ausrangiertes Sanitätszelt wird zum Kunstobjekt.  Foto: Oliver Schwabe

Helmut Bistika hat in der Slowakei Holzbearbeitung und Pädagogik studiert. Er arbeitet in einer Einrichtung für körperlich und geistig behinderte Menschen. Die Arbeit hat sein Verständnis von Schönheit verändert,  sinnbildlich dafür steht in der Ausstellung ein großer, unförmig wirkender Kopf. 

Die Arbeit mit den Menschen hat aber auch seine künstlerische Arbeit inspiriert. „Es ist faszinierend zu sehen, wie blinde Menschen ihre Hände bewegen“, nannte er bei der Vorstellung seiner Ausstellung ein Beispiel. Wie befruchtend die Zusammenarbeit mit Menschen mit Handicap sein kann, stellte er bei einem Workshop parallel zu einer Ausstellung in Arnstadt fest.

Im Gegensatz zu Deutschland würden Behinderte in der Slowakei versteckt, beklagt der Künstler. Die Welt brauche mehr „Herzlicht“, daher auch der Name der Ausstellung. Die Welt ist Helmut Bistika zu kaltherzig, alles drehe sich um Geld. Gehen also die Besucher der Ausstellung in Paderborn mit 27 Exponaten depressiv wieder nach Hause? Das befürchtet die Leiterin des Kunstvereins, Alexandra Sucrow, nicht: „Egal, was bei Helmut Bistika Thema ist, es ist immer ein Lichtblick dabei, zum Beispiel ein Farbtupfer oder ein lustiger Spruch. Es ist keine desillusionierte Kunst.“

„Kunstgenuss“ wieder am 20. April

Nach der Eröffnung am Freitag (24. März) um 19 Uhr ist „HerzLicht“ bis zum 7. Mai zu sehen: mittwochs, donnerstags, freitags und sonntags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 14 Uhr. Die Reihe Kunstgenuss, bei der Alexandra Sucrow durch die Schau führt, wird am Donnerstag, 20. April, um 17.30 Uhr fortgesetzt. Anmeldungen können per E-Mail ([email protected]) oder telefonisch (05251/6835281) erfolgen.

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