Hilfsangebote stärken und sichtbar machen
Sozialkonferenz des DGB und der Kirchen: Gemeinsam Ideen entwickeln
Paderborn
Nur gemeinsam können die zahlreichen Krisen bewältigt werden: Mit weniger Konkurrenz und durch die Kopplung von Ressourcen, um vorhandene Hilfsangebote zu stärken. Dies bleibe die zentrale Aufgabe von Stadt und den Hilfsorganisationen vor Ort in Paderborn – so lautete das Credo der neunten Sozialkonferenz, die etwas anders verlief als üblich.
Denn diese Schlussfolgerung war nicht etwa das Ergebnis eines Experten oder Redners, sondern es war die Bilanz aus gemeinschaftlichen Überlegungen, Diskussionen und bunten Klebezetteln an der Metaplanwand.
Doch von Anfang an: Das Grußwort zu Beginn der Veranstaltung, organisiert von dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) OWL und den Kirchen, hielten Superintendent Volker Neuhoff und Dechant Pfarrer Benedikt Fischer gemeinsam. Sie machten auf die zahlreichen Krisen aufmerksam, die es in der Vergangenheit und Gegenwart zu bewältigen gilt. Auch das schreckliche Erdbeben in der Türkei und in Syrie sprach Fischer an. Angesichts der vielen Krisen – von Corona und seinen Nachwirkungen bis hin zur Energiekrise und natürlich dem Krieg in der Ukraine – bliebe oftmals ein Gefühl der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Aber es sei wichtig, nicht wegzusehen und sich gemeinsam einzusetzen. Und genau das sei das große Ziel dieser Konferenz. „Wir können uns gegenseitig unterstützen und vernetzen. Lassen Sie uns gemeinsam helfen und Verantwortung übernehmen!“, appellierte Neuhoff.
Erhöhter Hilfsbedarf
Die Notwendigkeit machten Vanessa Kamphemann (Geschäftsführerin der Diakonie Paderborn-Höxter) und Patrick Wilk (Caritasverband Paderborn) im Rahmen eines Interviews deutlich: Beide berichteten von einem erhöhten Hilfsbedarf, der stark zu spüren sei. „Wir erleben im Moment einen großen Umbruch. Die Sorgen verstärken sich, und ein Aufatmen ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Vereinsamung als Folge der Pandemie bleibt ein großes Thema“, erklärte Patrick Wilk. „Vieles findet verdeckt statt, und die Probleme bleiben verborgen und werden dann immer größer. Wir müssen versuchen, diese Menschen zu erreichen und das möglichst präventiv“, führte er fort.
Die Trägervielfalt in Paderborn sei positiv hervorzuheben. „Das Engagement war in jüngster Zeit wirklich beeindruckend“, sagte Kramphemnann. Doch oftmals wüssten Hilfsbedürftige nicht, welche Stelle die richtige sei. Außerdem sei die Schamgrenze zu hoch, um selbst nach Hilfe zu fragen. Prävention und aufsuchende Arbeit seien wichtige Werkzeuge.
Gleichzeitig betonte die Geschäftsführerin, dass von den gestiegenen Kosten auch die Organisationen selbst betroffen seien, was ebenfalls zu Problemen führe. „Ich sehe es auch als zentrale Aufgabe, die eigenen Fachbereiche zu stabilisieren und diese weiterhin handlungsfähig zu halten“, so die Geschäftsführerin.
Maßnahmen und Ideen
Und dann war das Publikum dran – zunächst alleine, dann zu zweit, zu viert und zuletzt zu acht: In den unterschiedlichen „Murmelgruppen“ sollten konkrete Vorschläge diskutiert und erarbeitet werden, um Menschen vor Ort zu helfen. Das Publikum mischte sich, und nahezu jede und jeder sprach mit jedem. Die zentralen Fragen lauteten: Was muss die Politik tun, um der Situation zu begegnen? Was muss kommunalpolitisch getan werden? Welche konkreten Maßnahmen für politisches Handeln gibt es?
Es wurde intensiv gemurmelt und teilweise auch etwas lauter und länger diskutiert als geplant. Und zum Schluss hingen 25 bunte Klebezettel an den zwei Wänden. Die zentralen Themen: präventive (Sozial-)Arbeit, Kopplung von Ressourcen und Vernetzung sowie ein Lotsenführer durch den Angebotsdschungel. Daneben blieben konkrete Angebote wie die Schuldnerberatung äußerst wichtig, und auch der Fokus auf die Kinder dürfe nicht außer Acht gelassen werden. Martin Pantke (SPD-Politiker und Vorsitzender des Sozialausschusses) betonte: „In diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig, zusammenzuhalten und sich gemeinsam für die Integration und Demokratie stark zu machen.“
Lotsenführer
Neben dem Lotsenführer, der allerlei Angebote der verschiedenen Hilfsträger darstellen könnte sowie die Organisationen im Netzwerk, gab es weitere Anregungen. In ihrem Schlusswort versprach Anke Unger, die Ergebnisse zusammenzufassen und die konkreten Handlungsmaßnahmen weiterzuverfolgen. Zudem verabschiedete sie Susanne Bornefeld und dankte für das langjährige Engagement.
Rund 50 Teilnehmer haben bei dieser interaktiven Konferenz die Köpfe zusammengesteckt und intensiv gemurmelt. Darunter auch viele Kommunalpolitiker und Mitglieder des Ausschusses für Soziales und Integration (unter anderem Sigrid Beer, Martin Pantke, Wolfgang Glunz und Elke Süsselbeck), welche die Ideen mitnehmen und weiterverfolgen wollen. Insgesamt war es eine Konferenz, die die Teilnehmer nicht nur ermutigte nachzudenken, zu diskutieren und sich zu beteiligen, sondern auch Hoffnung verbreitete.
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