Ein Foodtruck für Bedürftige steht seit Sonntag am Paderborner Dom
Suppe wärmt Leib und Seele
Paderborn (WB). „Hey Leute, vielen Dank!“ Diese lobenden Worte hörten die Mitglieder der Facebookgruppe „Unser Hochstift rückt zusammen“, die Helfer der Malteser und Dompropst Joachim Göbel am Sonntag immer wieder.
Zum ersten Mal öffnete der Foodtruck für Obdachlose und andere Bedürftige seine Klappe und seine Suppentöpfe. Etwa 35 Personen, zumeist Männer, kamen in der ersten Stunde zwischen 12 und 13 Uhr, um sich eine kostenlose warme Mahlzeit zu holen. Bereitwillig gingen sie den mit rottem Flatterband markierten Weg zur Essensausgabe, hielten die zwei Meter Sicherheitsabstand ein und aßen ihre Suppe mindestens 50 Meter vom Wagen entfernt.
Den Wagen hat der Paderborner Caterer Doggylicious kostenlos zur Verfügung gestellt – als Teil einer Gemeinschaftsinitiative, an der sich neben der Facebookgruppe, den Maltesern und dem Metropolitankapitel die Senioreninitiative Paderborn und namhafte Köche beteiligen. „Gekocht wird Im Schlössle in Schloß Neuhaus“, erzählte Daniel Brauner von der Facebookgruppe: „14 Köche machen ehrenamtlich mit, um 7.15 Uhr heute morgen haben sie angefangen.“
Bis zu 1500 Portionen sind machbar
Die Malteser transportierten die fertigen Suppen zum Foodtruck, der gegenüber vom Haus der Dommusik im Schatten des Domes aufgestellt wurde. 300 Portionen warteten dort auf Abnehmer. „Bei Bedarf können wir die Zahl auf bis zu 1500 ausweiten“, sagte Sandra Filter von „Unser Hochstift rückt zusammen“. Die Facebookgruppe hat nach nur wenigen Wochen schon mehr als 5400 Mitglieder. Inmitten der Corona-Krise hilft sie in jedweder Form, mit Informationen genauso wie jetzt mit Erbsen-, Linsen- oder Bohnensuppe.
Zum Foodtruck, wo auch dienstags und donnerstags zwischen 12 und 14 Uhr Essen ausgegeben wird, können nicht nur Obdachlose kommen. „Uns geht es um alle Bedürftigen“, betonte Sandra Filter. Sie denkt zum Beispiel an Menschen, die plötzlich mit Kurzarbeit konfrontiert sind, obwohl sie schon vorher „auf den Euro genau kalkuliert haben“. Filters Mitstreiterin Christina Willeke ist überzeugt: „Gerade Familien merken die Auswirkungen von Corona noch stärker als Paare oder Menschen ohne Kinder.“
Unbedingt zum Dom
Die ehrenamtliche Initiative legte höchsten Wert auf den Dom als Standort des Trucks und auf die Unterstützung durch das Erzbistum. Dompropst Joachim Göbel sagte: „Der Dom ist nicht nur Orgel und Weihrauch, nicht nur Konzert und Bischof.“ Die Unterstützung von Bedürftigen durch die Kirche drücke sich auch in Aktionen wie „Festmahl für alle“ aus. Die Wahl des Standortes hinter statt vor dem Dom begründete Göbel unter anderem so: „Hier ist es diskret, hier werden die Menschen nicht so beobachtet.“ Außerdem gebe es Anschlüsse für Strom und Wasser, und das Gelände lasse sich durch die Tore sichern.
Auch Antonio Caridad Izquierdo ließ sich am Sonntag die Suppe schmecken. Er war gut 20 Monate lang obdachlos, schaffte dann aber die Wende. Heute ist er bei der Paderborner Tafel festangestellt und unterstützt die spendenfinanzierte Gemeinschaftsaktion mit. Weil das Coronavirus alles lahmgelegt habe, seien Obdachlosen die meisten Türen verschlossen, betonte er. Schon „normale“ Zeiten würden so manchen von ihnen überfordern.
Sieveke: Solidarität und Hilfsbereitschaft wahnsinnig groß
Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Daniel Sieveke kam vorbei. Für ihn ist der Foodtruck ein Beispiel für eine funktionierende Zivilgesellschaft: „Die Solidarität und Hilfsbereitschaft sind wahnsinnig groß. Das ehrenamtliche Engagement in Paderborn war immer schon groß, aber jetzt in der Corona-Krise kommen Menschen hinzu, die bislang keinen Zugang hatten, aber nun sagen ‚Ich will jetzt helfen‘.“ Die Hilfsbereitschaft ziehe sich durch alle Alters- und Bevölkerungsschichten.
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