Paderborner Verwaltung soll kostenlose Ausgabe von Menstruationsartikeln prüfen
Tampons aus dem Automaten?
Paderborn
Zigaretten- und Kondomautomaten gibt es bereits. Gut möglich, dass in Paderborn bald Automaten für Menstruationsartikel hinzukommen. Die Mitglieder des Gleichstellungsausschusses beauftragten die Verwaltung am Dienstagabend damit zu prüfen, ob die kostenlose Ausgabe etwa von Tampons in hygienischen und vandalismussicheren Spendern sinnvoll und umsetzbar ist. Standorte könnten weiterführende Schulen und Stellen der Verwaltung sein.
Bis auf die AfD stimmten alle Fraktionen der Initiative der Linksfraktion zu. „Immer mehr Menstruierende haben nicht genug Geld für Menstruationsartikel“, sagte Elke Süsselbeck und sprach von „Periodenarmut“. Es passiere nicht selten, dass Mädchen und Frauen plötzlich in die Situation gerieten, dass sie akut Menstruationsartikel brauchen. Eine kostenlose Ausgabe enttabuisiere das Thema Menstruation zudem.
Hinzu komme der Kostenaspekt, betonte Süsselbeck: Laut dem ALG-II-Regelsatz stünden einer alleinerziehenden oder alleinstehenden Person 17 von 446 Euro für den monatlichen Erwerb von Gesundheits- und Pflegeprodukten zur Verfügung. Gerade in der Corona-Zeit sei jeder Euro, den die Frauen und Mädchen für Menstruationsartikel ausgeben müssten, „einer zu viel“, sagte Elke Süsselbeck. Sie verweist auf Frankreich, Neuseeland und Schottland, wo an öffentlichen Orten entsprechende Artikel angeboten würden. Menstruation sei kein Makel, stelle aber Mädchen und Frauen rund 500 Mal im Leben vor Herausforderungen.
Mit ihrem Wunsch, die Verwaltung möge doch umgehend 15.000 Euro für das Pilotprojekt bereitstellen, kam die Linken-Politikerin aber nicht durch. Die nicht unwesentliche Summe einen Monat nach der Haushaltsverabschiedung zu fordern, stieß bei Susanne Meiche von der CDU auf wenig Verständnis. Die Zeit dränge auch deshalb nicht, weil die Schulen sich wegen der Corona-Pandemie im Distanzunterricht befänden und Ämter nicht besetzt seien.
Den Gedanken, kostenlos Menstruationsartikel zur Verfügung zu stellen, findet auch Birgitta Schröder von den Grünen richtig. Die Lehrerin erinnerte sich an einen Asylbewerber mit vier Töchtern und einem dementsprechend hohen Bedarf an Menstruationsartikeln. In solchen Fällen ergäben sich in der Tat beträchtliche Kosten. Schröder: „Es gibt Automaten für Zigaretten und Kondome – warum nicht auch für diese Produkte?“
Elke Zinn von der FDP würde sich auch nicht an solchen Automaten stören, allerdings würde sie die Menstruationsartikel im ersten Schritt nicht kostenlos anbieten. So könnten der Bedarf und die Akzeptanz vorab besser eingeschätzt werden.
Marvin Weber von der AfD lehnte den Antrag der Linksfraktion grundsätzlich ab. „Ich sehe das sehr kritisch und halte eine einseitige Bevorzugung von Frauen im Gleichstellungsausschuss für Frauen und Männer für falsch“, sagte er in der Debatte.
Startseite