Goethe schrieb das Trauerspiel in nur acht Tagen
„Clavigo“ kommt in Paderborn auf die Bühne
Paderborn
Marie ist ein Spielball männlicher Wankelmütigkeit. Mal wird sie geliebt, mal weggestoßen. Und so nimmt es kein gutes Ende mit ihr in Goethes Trauerspiel „Clavigo“. Am Freitag hat das Stück um 19.30 Uhr im Großen Haus des Paderborner Theaters Premiere.
Goethe, damals noch kein Altmeister, sondern noch ein junger Mann, habe „Clavigo“ 1774 in nur acht Tagen geschrieben, erzählte Dramaturg Michael Kaup am Montag bei der Vorstellung des Stücks. Es falle in die „Sturm und Drang“-Phase und orientiere sich an einer wahren Begebenheit: „Den Beaumarchais gab es wirklich.“
Im Stück ist Beaumarchais der Brunder von Marie, die mit Clavigo liiert ist. Oder besser liiert war. Die Jugendliebe lässt sie sitzen, um am spanischen Hof Karriere zu machen und eine bessere Partie zu finden. Clavigo folgte dem Rat seines Freundes Carlos – Maries Bruder ist empört und droht Clavigos Wortbruch öffentlich zu machen.
Liebe oder Karriere?
Liebe oder Karriere? Das sei die Leitfrage des Stücks, so der Regisseur Malte Kreutzfeldt, der am Paderborner Theater kein Unbekannter ist. 2017 hatte er dort „Mutter Courage“ auf die Bühne gebracht. Der freie Regisseur hat an zahlreichen Häusern in Deutschland gearbeitet, kennt sich mit Sprech- und Musiktheater gleichermaßen aus, hat Romane wie „Krieg und Frieden“ für die Bühne bearbeitet und auch Werbe- und Imagefilme gedreht.
Nach Paderborn ist er gerne zurückgekommen, denn das Theater zeichne eine ideale Nähe zum Publikum aus und sei von der Größe her für Goethes Stück genau richtig: „Clavigo passt auf die Bühne im Großen Haus und behält trotzdem den Charakter eines Kammerspiels.“ Kreutzfeldt legt bei seiner Inszenierung den Akzent auf das Motiv des gebrochenen Herzens. Bei ihm ist Marie „herzkrank im doppelten, auch metaphorischen Sinn.“ Das Thema Liebe behandelt er nicht nur in der Konstellation Clavigo-Marie, sondern etwa auch im Miteinander von Geschwistern.
Würde und Gewalt
Außerdem will der Regisseur die Brücke vom Privaten ins Gesellschaftliche schlagen. Er stellt Fragen wie: „Rechtfertigt die Wiederherstellung der Würde Gewalt?“ Dass Marie Baumarchais fremdbestimmt wird, drückt Kreutzfeldt dadurch aus, dass er ihren Textanteil im Vergleich zu Goethes Original gekürzt hat: „Es wird über sie gesprochen, über sie verhandelt und über sie entschieden. “ Aber obwohl Marie in seiner Bearbeitung extrem wenig Text habe, sei sie doch die heimliche Hauptfigur.
Kreutzfeldt ist auch für die Kulissen verantwortlich und verspricht: „Die Bühne sieht grandios aus.“ Das Publikum darf sich demnach auf simultanes Geschehen, auf Hell-Dunkel-Effekte und auf eine Mittelachse als zentrales Element freuen, das Clavigo und Marie auf besondere Art und Weise verbindet. Und die Zuschauer dürfen sich zudem auf einen neuen Schauspieler freuen. Bert Tischendorf wird die Titelfigur Clavigo verkörpern.
Neue Workshopreihe „Akte“
Wer sich intensiver in das Stück einarbeiten möchte, dem sei das theaterpädagogische Begleitprogramm empfohlen. Im April startet das Theater die Workshopreihe „Akte“. Was „Clavigo“ anbetrifft, können Theaterbesucher mit Eintrittskarten zum Beispiel am 22. April vor der Aufführung an einem Workshop teilnehmen. Er beginnt um 17 Uhr und bietet auch die Chance, Szenen aus dem Stück selbst zu spielen.
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