1. www.westfalen-blatt.de
  2. >
  3. OWL
  4. >
  5. Paderborn
  6. >
  7. Theaterstück als Sprungbrett in den Beruf

  8. >

14 arbeitsuchende Männer und Frauen befassen sich intensiv mit Woyzeck

Theaterstück als Sprungbrett in den Beruf

Paderborn (WB). Das Theaterstück »Eine Erbse macht noch keinen Woyzeck« soll nicht nur unterhalten. Es soll den Darstellern auch zu einem Job verhelfen. Nicht unbedingt auf einer Bühne, sondern auf vielen Berufsfeldern.

Dietmar Kemper

Zum Theaterstück »Eine Erbse macht noch keinen Woyzeck« gehört auch eine Hebefigur, die von den Darstellern volle Konzentration und auch Koordination verlangt. Foto: Dietmar Kemper

»Wir wollen Menschen über die Theaterbühne in ihren Kernkompetenzen stärken«, sagte Regisseur Wulf Dominicus am Donnerstag in einer Pause während der Proben in der Aula der Friedrich-Spee-Gesamtschule. Dort hat das Stück am Donnerstag, 18. Juli, um 19.30 Uhr Premiere. Ein zweites Mal wird es einen Tag später zur gleichen Zeit aufgeführt.

Dominicus ist überzeugt: Woyzeck, die bemitleidenswerte Figur, die Georg Büchner in der Theatergeschichte unsterblich machte, eigne sich hervorragend für die 14 Ensemblemitglieder, die Arbeit suchen. »In ›Woyzeck‹ geht es um einen Menschen am Rande der Gesellschaft, der zu kämpfen hat und dabei verliert. Wir machen den ›Woyzeck‹, um mit ihm auf der Bühne zu gewinnen«, erläuterte der Theaterpädagoge.

»Wir wollen die Menschen über die Kunst aktivieren«

Das Stück ist der zentrale Bestandteil des Projektes »JobAct to connect«. Bei dem Theater- und Qualifizierungsprojekt für Erwachsene zwischen 18 und 60 Jahren werden Theaterpädagogik und intensives Bewerbungstraining miteinander verknüpft. Dahinter steht die Projektfabrik, ein freier Bildungsträger in Witten. »Wir wollen die Menschen über die Kunst aktivieren«, betont Projektleiterin Ronja Gerlach. »JobAct« gibt es nach ihren Angaben seit 2005 und seitdem seien deutschland- und europaweit 330 Theaterpremieren aufgeführt worden.

Gut für Teamfähigkeit und Selbstorganisation

Durch die gemeinsame Erarbeitung eines Stücks sollen unter anderem Teamfähigkeit und Selbstorganisation gestärkt werden. Die Bewerbungstrainerin Gabriele Jebens hilft den Menschen dabei, die nötigen Schritte in eine Ausbildung oder einen Job zu tun. Acht Monate dauert das Projekt insgesamt, nach einem halben Jahr und der Premiere des Stücks folgt ein zweimonatiges Praktikum in einem Betrieb.

Hohe Vermittlungsquote

Der Erfolg gibt den Machern recht. Demnach können 80 Prozent der Teilnehmer in eine Ausbidung oder einen Beruf vermittelt werden. »JobAct« wurde mit dem Bundesförderpreis »Jugend in Arbeit« ausgezeichnet und wird vom Jobcenter des Kreises Paderborn gefördert. Man habe mehr Interessenten als Plätze gehabt, sagte Jobcenter-Mitarbeiter Stephan Kahl und lobte die Teilnehmer: »Bei diesem Projekt ist die Überwindung sehr hoch, weil Theaterarbeit etwas ganz Neues für sie ist. Diesen Schwung sollen sie auch in den nächsten Wochen zeigen.«

Auch Schulleiter Lothar Schlegel ist von »JobAct« überzeugt: »Ich freue mich, dass Sie hier sind. Das ist ein schönes und wertvolles Projekt.« Und was meinen die Darsteller selbst? Pascal Jastak, der den Woyzeck spielt, fühlte sich regelrecht befreit. Vorher sei er am liebsten allein gewesen, aber jetzt könne er viel besser auf fremde Menschen zugehen. »Hier kann man aus sich herauskommen«, stellte er fest. Karten für das 115 Minuten lange Stück, das mehr mit Bildern als mit Text arbeitet, gibt es kostenlos unter www.projektfabrik.org.

Startseite
ANZEIGE