Anwohner der Derenthalstraße in Paderborn-Schloß Neuhaus beklagen sich über Lieferverkehr
Wenn der Nachbar ein Supermarkt ist
Paderborn-Schloß ...
Eigentlich wirkt die Derenthalstraße in Schloß Neuhaus wie eine ganz normale Wohnstraße. Doch täglich sorgen lange Sattelzüge an einem Supermarkt dafür, dass sich Anwohner wie auf einem Verladebahnhof vorkommen – inklusive Lärm und blockierter Grundstückszufahrten. Die Stimmung zwischen Anwohner und Betreibern des Marktes ist angespannt. Der schwarze Peter liegt bei der Stadt.
Die Derenthalstraße hat eine seit Jahrzehnten gewachsene Struktur. Zwischen älteren Häusern stehen moderne Appartementgebäude. Und eben auch ein Supermarkt. Der ist nicht neu, sondern steht schon seit 17 Jahren dort. Vorher war dort mal ein Möbelhandel. Seit einiger Zeit mehren sich aber die Beschwerden von Anwohnern. Sowohl Zugezogene als auch Anwohner, die dort aufgewachsen sind, kritisieren die Zustände.
„In den letzten Monaten haben die Belästigungen durch die Lastwagen massiv zugenommen“, berichtet eine Anwohnerin, die hier schon ewig wohnt. Bis zu zehn Laster seien es nun pro Tag. Weil die Verhältnisse beengt sind, werde auf der Fahrbahn abgeladen. Nicht selten stelle sich noch ein weiterer Lkw dazu – das Chaos ist perfekt. Die Nachbarn kommen nicht auf ihre Grundstücke oder können diese nicht mit dem Auto verlassen, berichten sie. „Die Straße ist für diese Belastungen nicht ausgelegt“, meint die Anwohnerin.
Ein weiteres Ärgernis waren bis vor wenigen Wochen die Lieferzeiten. Nachts, deutlich vor 6 Uhr, rollten nach Angaben der Anwohner die ersten Laster an. „Die Fahrer ließen dann die Motoren laufen. Und im Sommer kam dann noch der Lärm der Kühlaggregate dazu. „Da kann keiner bei schlafen“, erklärt ein Rentner. Hinzu komme der Kundenverkehr. „Vor Weihnachten war die Straße zugeparkt. Da ging gar nichts mehr“, heißt es weiter.
22 Anwohner haben schon im August eine Unterschriftenliste unterzeichnet und der Stadt übergeben. Passiert sei aber wenig. So habe der Betreiber inzwischen einige Parkplätze am Supermarkt gesperrt und als Ladezone deklariert. Diese würde aber von Kunden zugeparkt.
„Wir Anwohner haben eine Wunschliste, die wir gern friedlich klären würden“, sagen sie. Dazu gehört unter anderem die Forderung, dass der Lieferverkehr nicht vor 7 Uhr kommt und die Straße nicht mehr als Ladezone genutzt wird. Außerdem sollen die Lastwagen mit Hilfe eines Einweisers von der Bielefelder Straße aus nur noch rückwärts in die Derenthalstraße einfahren dürfen. Der Ball liege bei der Stadt, es tue sich aber nichts.
„Wir sind schon 17 Jahre hier und möchten eine gute Lösung“, erklärt der Inhaber. Händeringend suche man einen anderen Standort, weil die Derenthalstraße nicht für den Lieferverkehr geeignet sei. Dennoch habe man einiges unternommen, um die Situation zu entschärfen, sagt er. So wurde auch die Anlieferung auf die Zeit zwischen 7 und 17 Uhr beschränkt.
„Wir haben alle unsere Lieferanten informiert, damit sie sich an unsere Zeiten halten. Wer das nicht tut, dem kündigen wir. Wir wollen hier Ruhe haben. Und wir sind stark bemüht, es noch besser zu machen“, betont der Unternehmer, der 35 Angestellte beschäftigt.
„Wir können aber nicht verhindern, dass zwei Lastwagen gleichzeitig hier stehen. Darauf haben wir keinen Einfluss.“ Man sei schon verwundert, warum die Lage gerade jetzt so eskaliere. „Jeder der hier wohnt weiß, dass es den Supermarkt schon seit Jahren gibt. Wer hierher zieht, sollte sich vorher das Umfeld ansehen“, meinen die Betreiber, die nach eigenen Angaben seit 14 Jahren nach einem besseren Standort suchen. Dabei vermisse man die Unterstützung durch die Verwaltung. „Jeder Vorschlag, den wir bislang gemacht haben, ist von der Stadt mit Verweis auf das Einzelhandels- und Zentrenkonzept abgewiesen worden. Ein Standort, den man uns angeboten hat, war viel zu klein“, sagt der Geschäftsführer, der betont: „Wir bemühen uns, dass es ruhiger wird. Ich sage nicht, dass wir alles richtig machen. Wir können aber auch nicht alles verhindern. Wir wünschen uns eine vernünftige Lösung.“
Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht, wie Stadtsprecher Jens Reinhardt durchblicken lässt: „Aufgrund der Komplexität der Problemlage wird die Umsetzung des zu entwickelnden Lösungsansatzes noch einige Zeit in Anspruch nehmen.“ Das Problem sei verknüpft mit der planungsrechtlichen und bauaufsichtlichen Fragestellung, ob dieser Betrieb an der Stelle genehmigungsfähig ist oder nicht – oder eben nur unter Auflagen. das werde geprüft, sagte Reinhardt. Die Stadt überwache zudem „im Rahmen der Möglichkeiten“ das Halteverbot auf Höhe des Marktes. Das könne aber nicht zu allen Zeiten oder gar nachts geleistet werden. Hinsichtlich der Standortsuche sagte Reinhardt, dass die gemeinsamen Gespräche schon länger zurücklägen. „Gründe dafür, dass es keine Lösung für eine Betriebsverlagerung gab, sind vielfältig und lagen auf beiden Seiten“, heißt es dazu weiter.
Startseite