Auch in Paderborn quellen viele Kolping-Container über
Wohin mit den Kleiderspenden?
Paderborn (WB). Wegen der Corona-Pandemie spitzt sich nach eigenen Angaben die Situation bei der Kolping-Altkleidersammlung zu: Während die Menge der Spenden in den vergangenen Wochen um rund 50 Prozent gestiegen sei, sei die Nachfrage bei den Abnehmern auf den internationalen Märkten um fast 90 Prozent eingebrochen – und damit auch die Preise, teilte die Kolping Recycling GmbH mit.
Die Folge: Die Lager seien voll. Die Verwerter wüssten nicht mehr, wohin mit den Kleiderspenden. Erst im Herbst werde sich voraussichtlich die Lage entspannen. Die Kolping Recycling GmbH bittet deshalb alle Spender dringend, ihre Altkleider bis dahin zu Hause aufzubewahren. „Die Situation ist dramatisch“, sagt Stephan Kowoll, Geschäftsführer der Kolping Recycling GmbH in Fulda. „Bundesweit quellen an vielen Orten die Kolping-Altkleidercontainer über. Auf der anderen Seite finden wir derzeit kaum Abnehmer für die gebrauchte Kleidung. Die Preise fallen immer weiter. In Kürze werden die ersten Lager geschlossen.“
Stephan Kowoll
Im Erzbistum Paderborn arbeitet das Inklusionsunternehmen „Die Brücke“, ein Tochterunternehmen des Kolping-Bildungswerkes Paderborn, als Dienstleister für die Kolping Recycling GmbH. „Die Brücke“ übernimmt die Logistik für etwa 380 Altkleider-Sammelcontainer im Erzbistum, von der Leerung der Container bis zur Verladung. „Viele Menschen haben die vergangenen Wochen genutzt, um ihre Keller und Kleiderschränke auf- und auszuräumen“, sagt Christian Hoffbauer, Prokurist der „Brücke“. Etwa 50 Prozent mehr Altkleider brächten die Fahrer in diesen Tagen zum Firmensitz in Bad Lippspringe. „Wir fahren jeden Sammelcontainer einmal pro Woche an. Aber momentan sind sie in kürzester Zeit schon wieder voll.“
Von der „Brücke“ gehen die Altkleider an die Kolping Recycling GmbH. Geschäftsführer Stephan Kowoll arbeitet nach eigenen Angaben mit zehn Sortierwerken in Europa und dem mittleren Osten zusammen. Von dort aus geht die Kleidung an den internationalen Großhandel, der sie an lokale Händler vor Ort weitergebe. „Der Großhandel nimmt keine Ware mehr ab. Die Lagerkapazitäten der Großhändler sind begrenzt und viele Lager sind voll. Auch einzelne Sortierwerke sind bereits geschlossen.“ Die gesamte Abfolge der Altkleider-Verwertung produziere derzeit einen Rückstau, der für die Spender im Erzbistum an übervollen Sammelbehältern in den Orten sichtbar werde.
Stephan Kowoll
„Wenn die Mengen nicht abnehmen, werden wir in etwa zwei Wochen die ersten Sammelcontainer vorübergehend schließen müssen“, sagt Stephan Kowoll. „Auch Abholungen kleinerer und größerer Mengen an Sammelpunkten müssen ausgesetzt werden.“ Damit sei das Problem aber nicht gelöst. Viele Spender würden die Altkleidersäcke dann vermutlich neben die Container legen. „Für uns bedeutet das: Wir müssen sie kostenaufwendig als Müll entsorgen. Damit verfehlt die sicherlich gut gemeinte Kleiderspende ihren Zweck“, sagt Christian Hoffbauer.
Ein weiteres Problem kommt hinzu, allerdings nicht nur jetzt, während der Corona-Krise: „Es gibt Menschen, die rund um die Sammelcontainer ihren Müll abladen. Wir finden dort immer wieder Dinge, die auf den Sperrmüll gehören, mitunter sogar Bauschutt.“ Bei den aktuell angesichts großem Angebot und geringer Nachfrage sehr niedrigen Marktpreisen für die Altkleider ist das eine zusätzliche finanzielle Belastung für die Verwerter.
Kleidung bis zum Herbst zu Hause zu lagern
Stephan Kowoll und Christian Hoffbauer haben gemeinsam eine Bitte an alle Bürger, die in den kommenden Wochen Altkleider spenden möchten: die Kleidung bis zum Herbst zu Hause zu lagern. Dann werde sich der Markt voraussichtlich etwas entspannen und die Kolpingsfamilien vor Ort könnten – Stand jetzt – ihre Herbstsammlungen durchführen.
Statistisch gesehen müsse sich niemand über Berge gebrauchter Kleidung im eigenen Keller Sorgen machen: „Jeder und jede Deutsche spendet pro Jahr vier Säcke Altkleider. Im kommenden halben Jahr bis zum Herbst wären das zwei Säcke“, erläutert Stephan Kowoll: „Vielleicht kann in dem einen oder anderen Fall ja die örtliche Kolpingsfamilie mit Lagerungsmöglichkeiten aushelfen.“
Startseite