Ehemaliger Thüler Dr. Jens Klocke praktiziert in Wales und appelliert, sich gegen Corona impfen zu lassen
Ein Stück Hoffnung aus der Heimat
Salzkotten-Thüle/...
Der erste Salzkottener hat seine Biontech-Impfung gegen das Covid-19-Virus bereits bekommen. Allerdings nicht in der Heimat, sondern in Großbritannien. Der 51-jährige Jens Klocke lebt seit 1996 auf der Insel und praktiziert in Südwales in einer Gemeinschaftspraxis als Allgemeinmediziner.
In Cardiff lebt er mit seiner Familie in einem Corona-Hotspot. Der Inzidenzwert liegt dort bei 1300 und ist steigend. Deshalb appelliert der Mediziner, sich impfen zu lassen. „Die Impfung ist eine Hoffnung und einzige Möglichkeit, aus der Situation herauszukommen“, sagt der Exil-Thüler. Als Arzt hat Jens Klocke täglich mit der Pandemie zu tun. „Wir haben in der ersten Welle acht und jetzt bereits zwölf Patienten verloren. Zuletzt auch einen 40-Jährigen ohne Vorerkrankungen“, berichtet Klocke.
Er habe ältere Patienten, die unerwartet eine Infektion überstanden hätten, und jüngere, die sich nur sehr langsam erholen. Klocke: „Wir wollen da raus und dass sich das Virus nicht noch weiter ausbreitet.“ Zur Impfung sieht er keine Alternative. Er selbst habe keine ungewöhnlichen Nebenwirkungen. Mit immer mehr Geimpften wachse auch die Erfahrung mit dem Impfstoff.
„Hier bei uns ist die Situation äußerst kritisch. Wir haben keine Intensivbetten mehr“, berichtet Klocke. Wenn die Situation aus dem Ruder laufe, habe dies nicht nur für Covid-Patienten schwerwiegende Folgen. „Das ganze Gesundheitssystem hinkt hinterher. Wenn etwa Herzoperationen verschoben werden müssen, weil es keine Intensivbetten gibt, müssen diese Menschen vielleicht sterben. Bei uns werden bereits seit einer Woche nur noch Notfälle operiert“, schildert Jens Klock. Das kann auch Deutschland drohen.
Klocke verfolgt die Entwicklung in seiner Heimat sehr genau. „Im Kreis Paderborn ist die Rate vergleichsweise noch recht niedrig, und das sollte auch so bleiben“, wünscht Klocke. Im Raum Cardiff betreut er mit vier Kollegen rund 6500 Menschen.
„Seit März haben wir spezielle Räume für Covid-Fälle. Ich kann außerdem viele Beratungen per Telefon machen und auch emotionale Unterstützung geben“, sagt der ehemalige Thüler. „Ich bin erleichtert, meine Impfung erhalten zu haben und zugleich ein wenig stolz, dass es eine Innovation aus meinem Heimatland war, die den ersten Hoffnungsschimmer für 2021 darstellt. Ich hoffe daher, dass ich Freunde in Thüle spätestens zum Sommer wiedersehen kann.“ Denn eigentlich sei die Heimat so gut zu erreichen und jetzt doch so weit entfernt.
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