222 Kilometer im Februar: Claudia Esser aus Salzkotten sammelt laufend Spenden für Frühchenstation
Grenzerfahrungen ganz ähnlicher Art
Salzkotten
Wenn Claudia Esser im nächsten Monat ihre Joggingschuhe schnürt, hat sie ein klares Ziel vor Augen: 222 Kilometer sollen es werden, die sie im zweiten Monat des Jahres 2022 zurücklegen will. Und damit noch nicht genug der „Zweier“. Denn am 2.2.2022 feiert die Salzkottenerin ihren 49. Geburtstag. Den nimmt sie zum Anlass, ihre Laufleidenschaft mit einer Herzensangelegenheit zu verbinden.
Die 222 Trainingskilometer gestaltet sie als Spendenlauf und sammelt unter dem Motto „Laufen für die, die noch nicht laufen können“ Spenden für die Frühgeborenen Station im St.-Vincenz-Krankenhauses. Der Grundstein ist bereits gelegt, denn einen Euro für jeden gelaufenen Kilometer hat Claudia Esser selbst schon einmal gespendet und noch 22 Euro draufgelegt.
Vor 22 Jahren war Claudia Esser selbst eine Frühchen-Mama und weiß daher, wie belastend und schwer der Start ins Leben sein kann. „Unsere Tochter kam in der 27. Woche mit nur 650 Gramm zur Welt. Das war wirklich eine extrem anstrengende Zeit. Doch gerade jetzt in der Pandemie ist es für Mütter und Väter sicherlich noch viel schwieriger“, sagt die Salzkottenerin und möchte deshalb betroffene Eltern unterstützen. „Wir haben Glück gehabt. Unsere Tochter feiert im Sommer ihren 22. Geburtstag. Deshalb möchte ich gerne etwas zurückgegeben“, sagt die Läuferin. Gedacht ist das Geld für die Anschaffung eines Kängurusessels, der Babies und Eltern das Zusammensein bequemer macht und ihnen so angenehme Nähe außerhalb des Inkubators ermöglicht.
Zum Langstreckenlauf kam Claudia Esser eher zufällig. „Da bin ich irgendwie reingestolpert“, sagt sie. Vor etwa zwölf Jahren nahm sie sich ganz unvorbereitet einen Halbmarathon vor. „So einen Halbmarathon schaffe ich doch locker, dachte ich damals. Und habe mich dann aber gequält. Als Vorletzte kam ich ins Ziel“, erinnert sich Claudia Esser. „Aber ich hatte es geschafft und bin dann drangeblieben“, so Esser. Sie besuchte eine Laufschule, um die Technik zu verbessern und lief ihren ersten Marathon, der allerdings gleich 45 statt 42 Kilometer lang war.
Claudia Essers jüngste Herausforderung lag in der Wüste Fuerteventuras. 100 Kilometer ging es im vergangenen Jahr in drei Etappen über die kanarische Insel. Der Etappenlauf „Half Marathon des Sables“ gilt als eines der anspruchsvollsten Langstreckenrennen der Welt. Es geht durch Sand und über Geröll, manchmal muss sogar geklettert werden. Um die 30 Kilometer betragen die Tagesetappen, einen Tag gönnen sich die Läuferinnen und Läufer eine Pause. „Alles, was man für die vier Tage und die Nächte braucht, muss man selber tragen: Essen, Waschzeug, Schlafsack und Wechselkleidung“, erzählt Claudia Esser. Eine echte Strapaze. „Manchmal hätte ich den Rucksack ins Meer schmeißen können“, sagt sie, „aber dann wäre ich disqualifiziert worden.“ Und bei so mancher Blase habe sie gedacht: „Die kommt direkt aus der Hölle.“ Dennoch sei ein solcher Lauf ein unglaubliches Erlebnis. „Das zu schaffen, ist total irre“, sagt Claudia Esser und kann eine Verbindung zum Frühchen-Thema ziehen.
Spendenaktion
„Auch dabei erleben Eltern auf verschiedenen Etappen Aufs und Abs. Etwa die Freude, wenn das Kind 1000 Gramm wiegt, oder Rückschläge, wenn Probleme auftauchen“, weiß Claudia Esser. Ein Frühchen zu bekommen, könne ebenso eine Grenzerfahrung sein wie ein Etappenlauf über 100 und mehr Kilometer.
Ihre nächste Herausforderung plant die 48-Jährige bereits. Zum 50. Geburtstag im nächsten Jahr hat sie sich den Marathon des Sables in Marokko „geschenkt“. Dann soll es sieben Tage und 250 Kilometer durch die Sahara gehen. Ohne Training geht sie dabei natürlich nicht an den Start. Um das Kilometersammeln mit dem Beruf vereinbaren zu können, ist sie oft schon morgens um fünf unterwegs. Oder ihr Mann bringt sie zur Aabachtalsperre, von wo aus sie dann heimwärts läuft. „Alles eine echte Willenssache, einfach machen“, sagt Claudia Esser. Über ihre 222 Trainingskilometer (laufen oder walken) im Februar will Claudia Esser in sozialen Medien berichten. Wer möchte, kann sich ihr auch gerne beim Laufen anschließen und bekommt über Facebook, Instagram oder Strava Kontakt zu ihr.
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