Landesregierung sieht die größten Potenziale im Kreis Höxter und im Sauerland
NRW legt Regeln für den Ausbau der Windkraft fest
Paderborn/Höxter
Die Landesregierung hat am Dienstag die Weichen für die weitere Entwicklung der Windkraft in Nordrhein-Westfalen gestellt. Demnach werden alle sechs Planungsregionen in NRW in die Pflicht genommen, Windradstandorte zur Verfügung zu stellen. Die größten Flächenpotentiale sieht das Land im Kreis Höxter und im Hochsauerlandkreis. In Ostwestfalen-Lippe soll die bisher von Windrädern genutzte Fläche um etwa 50 Prozent wachsen.
Die Ballungszentren an Rhein und Ruhr, die zum Teil wegen dichter Bebauung nicht so viele Windräder aufstellen können, müssen nach dem Beschluss der Regierung prozentual mehr von ihrer für Windräder geeigneten Fläche zur Verfügung stellen als ländlichere Regionen. So soll die Verteilung im Rahmen der Möglichkeiten gerechter sein.
Die Bundesländer sind gesetzlich verpflichtet, bis 2032 insgesamt 1,8 Prozent ihrer Fläche für Windenergieanlagen zur Verfügung zu stellen. In NRW sind das gut 61.000 Hektar.
3,1 Prozent der Landesfläche nutzbar
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) in Recklinghausen hat am Dienstag eine Studie veröffentlicht, die Grundlage der Kabinettsentscheidung ist. Demnach könnten 3,1 Prozent der Fläche Nordrhein-Westfalens für Windräder genutzt werden. Dabei wurden pauschal 700 Meter Abstand zu Siedlungsbereichen zugrunde gelegt, 500 Meter zu Campingplätzen und Ferienhaussiedlungen sowie 500 Meter zu Wohngebäuden im Außenbereich. In den künftigen Genehmigungsverfahren werden die Abstände aber abhängig vor der Höhe der Windräder festgelegt.
In OWL sind 3,55 Prozent der Fläche windradtauglich
In Ostwestfalen-Lippe hat das Lanuv 3,55 Prozent der Fläche als windradtauglich eingestuft, im Regierungsbezirk Arnsberg 4,73 Prozent, im Regierungsbezirk Köln 3,74 Prozent, im Regierungsbezirk Münster 3,13 Prozent, im Regierungsbezirk Düsseldorf 1,52 Prozent und in der Region Regionalverband Ruhr 0,61 Prozent.
Die landesweit größten Flächenpotentiale sieht das Lanuv in den Kreisen Höxter und Hochsauerland mit jeweils mehr als 10.000 Hektar sowie in den Kreisen Paderborn, Soest, Steinfurt, Borken und Düren mit 5000 bis 10.000 Hektar.
Bei seiner Untersuchung stellte das Lanuv außerdem fest, dass es Städte ohne windradgeeignete Flächen gibt – beispielsweise Bochum, Dortmund, Essen und Gelsenkirchen.
13.888 Hektar in OWL für Windkraft ausgewiesen
Das Landeskabinett hat am Dienstag festgelegt, welche Region wie viel Fläche für Windkraftanlagen ausweisen muss. Für Ostwestfalen-Lippe sind beispielsweise 13.888 Hektar genannt, für das Münsterland 12.670 Hektar. Angesichts von etwa 9000 Hektar, die in Ostwestfalen-Lippe bereits mit Windparks bebaut sind, bedeutet das einen maximalen Zuwachs der Windrad-Fläche in der Region von gut 50 Prozent.
Bestehende Flächen werden angerechnet
Bernhard Hoppe-Biermeyer, CDU-Landtagsabgeordneter aus Paderborn: „Die Landesregierung hat für die Planungsregionen Ostwestfalen-Lippe, Arnsberg, Köln und Münster die Fläche für Windräder auf 2,13 Prozent der Gesamtfläche gedeckelt. Das ist eine faire Größe.“ Gut sei auch, dass die bestehenden Flächen angerechnet würden, was zeitweise in der Diskussion gewesen sei.
Die Landesregierung teilte am Dienstag mit, die sechs Planungsregionen würden jetzt im Zuge der Änderung des Landesentwicklungsplans (LEP) verpflichtet, entsprechende Windenergiegebiete auszuweisen. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte: „Wir geben den Regionen größtmögliche Planungsspielräume, damit die örtlichen Gegebenheiten beim Ausbau berücksichtigt werden können.“ Nordrhein-Westfalen wolle das vom Bund vorgegebene Ziel, bis 2032 insgesamt 1,8 Prozent der Landesfläche für Windenergie auszuweisen, schon 2025 erfüllen.
Windräder in Industriegebieten erlaubt
Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) wies darauf hin, dass Nordrhein-Westfalen jetzt auch Windenergienutzung in Industrie- und Gewerbegebieten erlaube: „Da kann der Windstrom erzeugt und gleich vor Ort genutzt werden.“ Das reduziere den Bedarf von Flächen in der freien Landschaft. Krischer sagte außerdem, Natur- und Vogelschutzgebiete sowie FFH-Lebensräume blieben weiterhin frei von Windenergienutzung.
1000 Windräder laufen derzeit in Ostwestfalen-Lippe
Im Januar liefen in Ostwestfalen-Lippe 1000 Windräder mit einer theoretischen Gesamtleistung von 1667 Millionen Watt. Mit 539 Anlagen standen die meisten im Kreis Paderborn, gefolgt von den Kreisen Höxter und Lippe. Die wenigsten gab es in Bielefeld: Elf.
Startseite