Gesamtpfarrgemeinderat: Bald stehen im Pastoralen Raum Delbrück-Hövelhof Neuwahlen an, für die neue Ehrenamtliche gesucht werden
Renate Wassing sieht Chancen und Risiken
Delbrück/Hövelhof
„Gemeindearbeit verändert sich. Genau wie die Arbeit im Gesamtpfarrgemeinderat. Das birgt Risiken – aber auch Chancen.“ Davon ist Renate Wassing überzeugt. Sie vertritt die Kirchengemeinde Ostenland als Delegierte im Gesamtpfarrgemeinderat (GPGR).
Die 58-jährige Krankenschwester ist mit kirchlichem Ehrenamt groß geworden. Als Zwölfjährige begann sie mit der Jugendarbeit und arbeitete bei der Kolpingsfamilie, die sie später als Bezirks- und auch als Diözesanleiterin Jungkolping vertreten hat.
Vor vier Jahren hat sie sich für die Arbeit im GPGR entschieden. „Ich wollte Dinge mit auf den Weg bringen“, sagt sie. Jetzt stehen bald Neuwahlen an, für die neue Ehrenamtliche gesucht werden.
Gab es damals eigentlich einen besonderen Anlass, sich im Gesamtpfarrgemeinderat zu engagieren? Renate Wassing sagt dazu: “Seit 2017 hatten wir in Ostenland keinen Priester mehr. Der pastorale Raum Delbrück-Hövelhof entstand. Ich habe mir gedacht, wenn wir Kirche und Gemeindeleben erhalten wollen, ist ehrenamtliches Engagement gerade jetzt besonders wichtig. Der Gesamtpfarrgemeinderat war für mich die Chance, an Entwicklungen und Entscheidungen mitzuwirken. Anders als im ehemaligen, ortsgebundenen Pfarrgemeinderat ging es nicht mehr darum, Veranstaltungen zu organisieren, sondern Weichen für die Arbeit zu stellen und dafür zu sorgen, dass die Gemeinde Ostenland bei diesen Entscheidungsprozessen auf Pastoralverbundsebene vertreten war. Für die Arbeit in der Gemeinde trägt der Gemeindeausschuss vor Ort, in dem auch die GPGR-Mitglieder vertreten sind, die Verantwortung.“
Nicht selten ist in den Dörfern zu hören, dass sich das Gemeindeleben ohne Priester spürbar anders entwickelt. Das habe auch Auswirkungen für die Gremienarbeit im GPGR. Renate Wassing kann diese These bestätigen und sagt: „Auf jeden Fall ist das so. Unser Pastor hat die Menschen für vielfältige Aufgaben erreicht und sie motivieren können. Mit dieser Herausforderung, als ehrenamtlich Tätige alle Themen alleine zu stemmen, müssen wir künftig leben. Aber das ist in anderen Gemeinden nicht anders. Und es hilft nicht, den Umstand zu bedauern. Wir müssen handeln. Ich denke, die Einstellung ‚jetzt erst recht‘ beschreibt die notwendige Einstellung für die Mitarbeit in einem Gremium ganz gut.“
Die vergangenen eineinhalb Jahren waren praktisch überall geprägt von den Folgen der Pandemie. Renate Wassing hat festgestellt, dass die Coronazeit auch Spuren im Gemeindeleben und im GPGR hinterlassen hat. „Ich finde, es fehlt vermehrt das ‚Wir‘ und ‚Uns‘“, bemerkt die 58-Jährige. Dieser Zusammenhalt in der Gemeinde werde einfach weniger.
„Da liegt für viele auch das Problem mit der Vorstellung über die Arbeit des GPGR. Ich befürchte, dass viele Christen noch nicht realisiert haben, dass wir als Pastoraler Raum denken und handeln müssen, nicht mehr nur als Kirchengemeinde. Genau dafür braucht es dieses Gremium GPGR.“
Wassing hat festgestellt: „Wer neugierig ist, kann viele Erfahrungen sammeln. Und ich kann steuern, für welches Thema ich wieviel Einsatz zeigen möchte. Zeitlich ist die GPGR-Arbeit für mich gut zu schaffen gewesen. Man ist umfassend informiert, kann das Meinungsbild der eigenen Gemeinde weiterleiten und ist direkt an Entscheidungsprozessen beteiligt, bekommt viel mit.
Etwa, dass es schon viele gute Angebote an verschiedenen Orten des Pastoralen Raumes gibt. Das sind für mich zarte Pflänzchen, die wir pflegen müssen. Sei es der Gotteslobabend jeden ersten Sonntag in Delbrück oder das Angebot Friends, bei dem sich Jugendliche alle zwei Wochen freitags abends treffen, die Alphakurse und einiges mehr. Das Entdecken und Ausprobieren lohnt sich.“
Für den neuen GPGR wird sich Renate Wassing übrigens nicht zur Wahl stellen. Das hat verschiedene Gründe. „Zum einen bin ich mir nicht mehr sicher, ob sich meine Sicht der Dinge über unser Gemeindeleben mit den Auffassungen der Mehrzahl anderer Gläubiger hier im Ort deckt. Zum anderen möchte ich mich beruflich nochmals neu ausrichten, was einfach mehr Zeit erfordert. Ich wünsche mir für die Vertretung im neuen Gesamtpfarrgemeinderat, dass die mögliche Anzahl an Delegierten auch erreicht werden kann. Nur so können wir die Vielfalt der Gemeinde auch im GPGR abbilden und den gewählten Mitgliedern die Möglichkeit zum Austausch zu geben”, sagt sie.
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