Paderborner Fritz Poggenpohl (86) und Günter Krüssmann (80) sind seit Jahrzehnten Stammgäste im Fitnessstudio
Stepper und Gewichte statt Sessel und Couch
Paderborn
Zu den wohl beliebtesten Neujahrsvorsätzen gehört der Wunsch, sich mehr zu bewegen und gesünder zu leben. Die Zahl der Fitnessstudio-Mitgliedschaften nimmt im Januar immer stark zu.
„Bis Ostern hat sich das dann wieder ausgedünnt. Das kenne ich schon“, erzählt Günter Krüssmann. Friedrich Poggenpohl, den alle nur Fritz nennen, stimmt lachend zu.
Die beiden Paderborner können das überhaupt nicht nachvollziehen. Sie zählen seit Jahrzehnten zu den Stammgästen im Gesundheits- und Fitnessstudio „Herzschlag“. Krüssmann ist 80 Jahre, Poggenpohl sogar noch sechs Jahre älter. Damit gehören sie zu den Oldies im Studio, machen aber manch jungem Mitglied in puncto Disziplin und Motivation noch so einiges vor.
Günter Krüssmann begann mit 50 Jahren, im Fitnessstudio zu trainieren und setzt auf Krafttraining. „Ich komme sechsmal die Woche her, immer so um halb fünf am Nachmittag. Für mich gehört das zu meiner festen Tagesstruktur“, erzählt er. Zum Aufwärmen geht der mittlerweile 80-Jährige eine Dreiviertelstunde auf den Stepper, bevor er alle Muskeln an den Geräten trainiert. „Bis auf die Beine. Die werden am Stepper genug trainiert“, sagt Krüssmann. Zum Abschluss entspannt er in der Sauna.
Günter Krüssmann
„Das Ambiente hier im Studio ist sehr schön. Hier sehe ich vertraute Gesichter, habe soziale Kontakte und tausche mich aus. Und dann ist da natürlich noch die körperliche Herausforderung“, erzählt der 80-Jährige, der bis zum Ruhestand bei der Staatsanwaltschaft Paderborn beschäftigt war: „Jedes Mal, wenn ich das Studio verlasse, ist die Welt wieder total in Ordnung.“
Für Fritz Poggenpohl fing alles vor 24 Jahren an. Damals besuchte der frisch gebackene Rentner einen Tag der offenen Tür im Studio an der Friedrich-List-Straße in Paderborn, um einfach mal zu gucken: „Ich habe mir dann gesagt: Warum soll ich zuhause rumsitzen?“, erzählt der rüstige Rentner. Seitdem kommt er dreimal wöchentlich immer morgens zum Training. Anfangs machte er Kurse wie Rückenfitness, das schafft er mittlerweile aber nicht mehr. „Die Beweglichkeit lässt mit dem Alter etwas nach“, erzählt er. Doch für 30 Minuten auf dem Laufband zum Aufwärmen, bevor es an die Geräte geht, fühlt er sich noch fit.
Im Lockdown 2020 fehlte soziales Miteinander
Der Corona-Lockdown 2020 war für beide eine harte Zeit. Das soziale Miteinander, das Training, die Gespräche, alles fehlte. „Ich habe gelitten wie ein Hund. Ich habe zwar im Keller mit Hanteln und Bauchtrainer was gemacht und bin nachmittags zwei Stunden in strammem Tempo gegangen, aber die Zeit war schlimm“, gibt Krüssmann offen zu. Trotz Home-Trainings hat sich seine Konstitution merklich verschlechtert: „Ich dachte, das Laufen hält mich in Form. Aber als ich danach wieder auf den Stepper gestiegen bin, habe ich nach zehn Minuten gedacht: Was ist denn mit dir los?“, erzählt er. Von den üblichen 45 Minuten war er weit entfernt.
Auch für Fritz Poggenpohl war 2020 ein hartes Jahr. Nach einer Herzoperation am Anfang konnte er erstmal gar nichts mehr und musste sich im Lockdown mühsam zurückkämpfen: „Ich habe versucht, täglich mindestens eine halbe Stunde draußen zu sein“, erzählt er. Mittlerweile kann er wieder eine halbe Stunde auf dem Laufband gehen und Kräftigungsübungen machen: „Solange ich es körperlich schaffe, komme ich her.“
Vorsatz: Die Form halten
Fürs neue Jahr nimmt sich Günter Krüssmann nichts Besonderes vor: „Ich möchte meine Form halten und das so lange wie möglich.“ Das wünscht sich Fritz Poggenpohl auch: „Ich muss von einem auf den anderen Tag gucken. Mal tut mir das weh, mal dies. Das ist mit 86 Jahren dann so. Das kann man nicht beeinflussen. Aber so wie ich kann, komme ich weiter hierher.“
Und was würden die beiden Trainingsroutiniers denjenigen raten, die noch überlegen, ob ein Fitnessstudio das Richtige für sie ist? „Einfach erstmal kommen und anfangen. Es ist nie zu spät. Man kann immer anfangen und wird schnell merken, was man sich Gutes tut“, ist Günter Krüssmann überzeugt. Und Fritz Poggenpohl sagt: „Es nützt ja nichts, zuhause im Sessel zu sitzen und auf den Abend zu warten.“
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