Bauern im Kreis Höxter blicken auf ein bewegendes Jahr zurück – Schweinehalter leiden unter ruinösen Preisen
„Tierhaltung ist nachhaltig“
Kreis Höxter
Auch am Ende des Jahres 2021 beschäftigt uns die Corona-Pandemie“, resümiert Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Höxter. „Das Virus hat uns und das gesellschaftliche Leben weiter im Griff.“ 2021 sei ein bewegendes Jahr gewesen. „Durch Corona sind die Märkte durchgeschüttelt worden“, berichtet Tillmann.
„Durch den Regen im Frühling ist die Grasernte erfreulich gut ausgefallen“, sagt der Bonenburger Bauer. Landwirtsfamilien mit Rindern, Pferden und Schafen müssten sich nicht wie in den vergangenen drei Dürrejahren Sorgen um das Futter machen. Bei Getreide und Raps sind die Bauern mit den Erträgen zufrieden. Bei den Herbstfrüchten wie Kartoffeln fiel die Ernte durchschnittlich, beim Mais gut aus. Bei den Zuckerrüben sind die Erträge gut bis durchschnittlich, allerdings – durch weniger Sonne – mit geringeren Zuckergehalten als im Vorjahr.
Getreidepreise
Für die Ackerbauern erfreulich seien die deutlich gestiegen Getreidepreise. „Auch beim Rindfleisch sind die Erzeugerpreise nach schwierigen Jahren auskömmlich“, berichtet der Vorsitzende. Jedoch seien die Milcherzeugerpreise nach wie vor nicht kostendeckend, trotz positiver Marktsignale. Es zeichne sich aber eine Erholung bei den Milchpreisen ab. Beim Geflügelfleisch sehe es durchwachsen aus. Vor allem die Schweinebauern kämpften seit Monaten mit einem Mix aus ruinösen Erzeugerpreisen, explodierenden Produktions- wie Futterkosten und Marktverwerfungen wegen der Corona-Pandemie. „Hier braucht es ein Bekenntnis, dass sich Verarbeiter, Handel und Großverbraucher auf eine deutsche Herkunftssicherung mit einer 5-mal-D- Kennzeichnung einigen“, fordert Tillmann. 5D bedeutet: geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet in Deutschland.
Tierhaltung vor Wandel
„Wenn die Politik eine Lebensmittelerzeugung und Landwirtschaft in Deutschland erhalten möchte, muss sie jetzt endlich Perspektiven aufzeigen und klar danach handeln“, fordert Antonius Tillmann. Die heimischen Landwirte hätten die Tierhaltung immer weiterentwickelt, dazu seien sie auch in Zukunft bereit. „Dazu brauchen wir Planungssicherheit, eine langfristige Finanzierung und eine Genehmigungsfähigkeit durch ein Bau- und Umweltrecht, das Ställe mit mehr Tierwohl ermöglicht“, schildert Tillmann.
Tiere in Landwirtschaft
Der Verbandschef ist überzeugt, dass in Deutschland Tierhaltung weiterhin wichtig ist. „Alles andere ist nicht nachhaltig“, untermauert er. Sie mache erst nicht essbare Biomasse für den Menschen nutzbar. „Auf unseren Feldern können wir nicht nur Brotgetreide anbauen“, erklärt der Vorsitzende. Eine nachhaltige Fruchtfolge bestehe zudem aus Ackerfrüchten wie Mais, Wintergerste oder Triticale (Kreuzung aus Roggen und Weizen). „Außerdem hatten wir in diesem Jahr durch die feuchte Witterung keine entsprechenden Backeigenschaften beim Brotgetreide“, erläutert Tillmann. Was nicht in der Backstube zu verwerten sei, wandere in den Futtertrog.
Ebenso Produkte, die in der Lebensmittelherstellung anfallen wie Möhrentrester bei der Möhrensaft-Gewinnung, Soja- und Haferpülpe (Reste) bei der Herstellung von Soja- und Hafermilch oder Biertreber beim Bierbrauen. „Daraus machen unsere Tiere hochwertige Nahrungsmittel“, so der Bonenburger.
„Alternativ können wir diese Futtermittel nur der Kompostierung zuführen.“ Das mache aber keinen Sinn. Tillmann: „Tierhaltung bringt Wertschöpfung auf die Höfe und in den ländlichen Raum.“ Ohne diese Wertschöpfung könne ein Großteil der Familienbetriebe kein ausreichendes Einkommen erwirtschaften.
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