Sat1-Reportage spricht von schweren Missständen – Rheda-Wiedenbrücker Fleischkonzern widerspricht
Tönnies wehrt sich gegen Vorwürfe
Rheda-Wiedenbrück
Ausbeutung, Verdacht der Unterschlagung und sogar Prostitution auf dem Werksgelände, Mietwucher, unwürdige Unterkünfte, moderne Sklaverei: Eine TV-Reportage erhebt schwere Vorwürfe gegen Deutschlands größten Fleischkonzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück und insbesondere Firmenchef Clemens Tönnies (65). Die Sendung „Inside Tönnies“ am Dienstagabend (20.15 Uhr) bei Sat1 zeichnet das Bild eines menschenverachtenden Systems. Eines, das trotz Gesetzesänderung auf der Zusammenarbeit von Tönnies mit dubiosen Dienstleistern basiert. Der Konzern widerspricht und kritisiert die Filmemacher.
Das WESTFALEN-BLATT hat die Reportage vorab gesehen. Nach dem Corona-Ausbruch im Juni 2020 im Tönnies-Stammwerk in Rheda hat die Politik das Verbot von Werkverträgen in den Kernbereichen der Fleischindustrie auf den Weg gebracht. Seit Jahresbeginn müssen diese Arbeiter direkt beim Unternehmen beschäftigt sein. Die 92-minütige Reportage, für die unter anderem eine bulgarische Journalistin als Arbeiterin in den Konzern eingeschleust wurde und mit versteckter Kamera filmte, vermittelt den Eindruck, dass dies bei Tönnies nur auf dem Papier der Fall ist. In der Praxis gehe vielmehr das alte System mit Subunternehmen quasi unverändert weiter.