Schulterschluss von Landwirtschaft, Wasserbehörden und Naturschutz: Pilotkooperation im Kreis Minden-Lübbecke gestartet
Zusammenarbeit zum Wohl des Dümmers
Dielingen/Lübbecke
Als die erste von insgesamt vier in Nordrhein-Westfalen ist Anfang März die Pilotgewässerschutzkooperation für den Kreis Minden-Lübbecke gestartet. Das teilt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen mit.
„Dank finanzieller Förderung durch das Landwirtschaftsministerium und die engagierte Vorarbeit der ortsansässigen Landwirte konnte eine Vollzeit-Beraterstelle bei der Lübbecker Kreisstelle der Landwirtschaftskammer geschaffen und besetzt werden“, heißt es in der Mitteilung. Der landwirtschaftliche Berater Daniel Rolfsmeyer ist bei der Landwirtschaftskammer NRW mit Dienstsitz in Lübbecke gestartet.
Till Pagels, Geschäftsführer Landwirtschaftskammer Lübbecke, befasst sich bereits seit geraumer Zeit mit dem Thema Gewässerschutz und hat sich für die Schaffung dieser in Nordrhein-Westfalen bisher einzigartigen Beraterstelle eingesetzt.
Landwirt Joachim Schmedt aus Dielingen bewirtschaftet seit vielen Jahren Flächen, die im Einzugsgebiet der Hunte liegen. Der grenznahe Betriebsstandort bedingt, dass die Flächen der Familie Schmedt sowohl auf niedersächsischer als auch auf westfälischer Seite des Einzugsgebiets liegen. Mit seinen Flächen in Niedersachsen ist Schmedt in der niedersächsischen Gewässerkooperation ein Mann der ersten Stunde.
Die neue Pilotkooperation für Oberflächengewässer (Kooperationen für Grundwasser/Trinkwasser gibt es bereits seit 1993) ist nun ein Stück weit Pionierarbeit, da es die erste derartige länderübergreifende Wasserkooperation ist.
„Im Mühlenkreis soll jetzt die in Niedersachsen bereits seit 2012 erfolgreich etablierte Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Wasserbehörden, Naturschutz und Verwaltung institutionalisiert werden“, schreibt die Landwirtschaftskammer. „So wird eine Ländergrenzen übergreifende Kooperation zum Wohl des Dümmers aufgebaut.“
Der Dümmer wird maßgeblich durch die Hunte gespeist. Dieser Fluss hat ein Einzugsgebiet von 32.400 Hektar, hiervon werden in Niedersachsen 16.770 Hektar, in Nordrhein-Westfalen 3.955 Hektar landwirtschaftlich genutzt. Der westfälische Flächenanteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche beträgt somit 19 Prozent.
„Der Dümmer wird durch den Eintrag von Phosphat in seiner Ökologie beeinträchtigt. So kam es unter anderem im Jahr 2012 zu einem starken Algenwachstum (Blaualgen) mit negativem Einfluss auf die Fischpopulation“, weiß Daniel Rolfsmeyer. „Es gibt verschiedene Eintragswege des Phosphats in die zuleitenden Bäche und Gräben. Neben (Klein-)Kläranlagen sowie urbanen Einträgen gibt es auch Einträge, die von landwirtschaftlichen Flächen herrühren.“
Um den Anteil der landwirtschaftlichen Einträge zu senken, wird der landwirtschaftliche Berater mittels Datenerhebung, Informationsaustausch, Beratung und finanzieller Förderung emissionsmindernder Maßnahmen tätig.
Daniel Rolfsmeyer stammt aus dem Kreis Minden-Lübbecke und ist gelernter Landwirt. Er studierte Ökologische Agrarwissenschaften und bringt Praxiserfahrung durch seine frühere selbstständige Tätigkeit in der Landwirtschaft und eine anschließende Beratungstätigkeit im Ökolandbau mit. „Bodenschutz, Nährstoffeffizienz und Fruchtfolgen sind sicherlich Themen, die aus dieser Zeit auch in der Beratung im Gewässerschutz Anwendung finden dürften“, so die Landwirtschaftskammer.
Zuerst gelte es, einige relevante Daten zu generieren und sich auch mit Hilfe weiterer Fachbehörden und Institutionen einen Überblick über die Haupteinflussfaktoren zu verschaffen. „So muss beispielsweise geklärt werden, wie groß die Phosphat-Fracht aus NRW ist und aus welchen Eintragspfaden sie rührt“, erläutert Daniel Rolfsmeyer.
Eine kooperative und konstruktive Zusammenarbeit mit Landwirten, Beratern und Fachbehörden – auch über die Ländergrenzen hinaus – sei unersetzbare Grundlage, um das Ziel der Verbesserung der Wasserqualität des Dümmers gemeinsam zu erreichen.
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