SCP-Trainer erhält Jobgarantie vom Manager
Baumgart plagen Selbstzweifel
Paderborn (WB). Keine Ideen, wenig Tempo, viele Fehler und erste Anzeichen von Resignation auf dem Platz. Innere Wut, tiefe Enttäuschung und Ratlosigkeit nach dem Spiel – das 1:2 gegen Mitaufsteiger 1. FC Köln war mehr als nur ein weiterer punktloser Paderborner Auftritt.
Zum ersten Mal hatte am Freitagabend so niemand eine Erklärung für das, was die Ostwestfalen in der ausverkauften Benteler-Arena über mehr als eine Stunde boten. Dabei spielte der SCP eigentlich nur, wie es der Tabellenplatz seit Monaten aussagt: wie ein Absteiger.
„Wenn die letzten 25 Minuten nicht gewesen wären, hätte es heute richtig geknallt“, schäumte Manager Martin Przondziono nach dem Schlusspfiff förmlich vor Wut. „Das war die schlechteste erste Halbzeit, die wir bislang gespielt haben. Kein Elan, kein Zug nach vorne und dazu auch noch einfache Tore kassiert – das war gar nichts.“ Seiner Abrechnung mit der Mannschaft folgte hinterher zu einem Teil ebenfalls der Trainer, auch wenn seine Worte milder wirkten. „Es ist Woche für Woche fast immer das Gleiche: Wir leisten uns zu viele einfache Fehler. Die passieren im Fußball, nur bei uns zu häufig“, sagte Coach Steffen Baumgart.
Gjasula-Ersatz überfordert
Der SC Paderborn war am Freitagabend ungenau im Spielaufbau, viel zu hektisch in entscheidenden Situationen, inkonsequent in der Zweikampfführung und kassierte als Sahnehäubchen obendrauf mal wieder zwei Gegentreffer, die man auf Bundesliga-Niveau niemals so bekommen darf. Besonders bitter: Der SCP hat jetzt nur noch neun Spieltage vor sich, sorgt im Moment aber nur für sehr wenig Zuversicht, dass sich an dieser Endlos-Fehlerkette, die sich in einigen Teilen seit Spieltag eins wie ein roter Faden durch die Saison zieht, noch irgendetwas ändert.
„Ich habe dafür selbst keine Erklärung. Wenn ich jetzt etwas dazu sagen müsste, dann würden Sie nur Floskeln hören und das ist nicht mein Ding“, sagte Baumgart dem WESTFALEN-BLATT und hinterfragte sich später selbst: „Alle Entscheidungen, die ich als Trainer treffe, fruchten im Moment nicht. Die Lösungen, die wir brauchen, finde ich auch nicht. Ich habe es auch nicht geschafft, die Mannschaft auf diesen Gegner richtig einzustellen.“ Konkret nannte er das Beispiel Samuel Kari Fridjonsson. Der isländische Nationalspieler, erst im Winter verpflichtet, spielte für Klaus Gjasula im defensiven Mittelfeld und war mit dieser Rolle schlicht überfordert. Damit war er zwar nicht verantwortlich für die Niederlage, aber ein Mosaikstein von vielen beim SCP, der im Duell gegen den 1. FC Köln so gar nicht passte.
„Werden auf keinen Fall auf der Trainerposition reagieren“
Ein Trainer, den in Abstiegsgefahr Selbstzweifel plagen, könnte sich eigentlich selbst in Gefahr bringen. Nicht so beim SC Paderborn. Przondziono stellte Baumgart bereits am Freitagabend eine Jobgarantie aus. Am Mikrofon von Dazn machte der 50-Jährige deutlich: „Wir werden auf keinen Fall auf der Trainerposition reagieren“ und begründete seine Haltung so: „Man muss auch die Gegebenheiten bei uns sehen. Steffen Baumgart ist mit dem SC Paderborn zweimal aufgestiegen und hat sechs Nationalspieler geformt. Das Brett, auf dem er hier gehen darf, ist ziemlich dick – und das werde ich auch nicht durchsägen.”
Nicht nur der Trainer wirkte am Spieltag sehr angeschlagen, auch die Mannschaft scheint der Abstiegskampf zusehends zu zermürben. So langsam scheint sich auch so etwas wie Resignation ins Team zu schleichen, auch wenn Sebastian Vasiliadis dem energisch widerspricht: „Wir haben noch neun Spiele. Wenn da jetzt tatsächlich einer meint, es würde um nichts mehr gehen, der sollte sich mal ganz schnell hinterfragen.“ Mit Christian Strohdiek sprang ihm der Kapitän gleich zur Seite: „Auch wenn wir enttäuscht haben und auch enttäuscht sind – wir geben erst auf, wenn auch rechnerisch nichts mehr geht.“
Schlussphase macht Hoffnung
Und der Trainer? Das Wort „Aufgeben“ gibt es in Baumgarts Wortschatz nicht. Auch wenn der 48-Jährige immer nachdenklicher wirkt und wird. Sein Nährboden für mehr Zuversicht scheinen im Moment die Fans zu sein. Pfiffe gab es am Freitag wieder nicht, die SCP-Anhänger versuchten die Geschlagenen aufzurichten. „Allein wie die Jungs zu uns stehen – und das ist auch nicht einfach –, muss Motivation sein, bis zum Schluss alles rauszuhauen, was wir haben. Denn das war hier nicht immer so“, sagt Baumgart.
Bei aller berechtigter Kritik: Etwas Hoffnung machten die letzten 25 Minuten. Nach der Kölner Führung (Meré/28., Hector/37.) zeigte der SCP mal wieder sein anderes Gesicht. Die Mannschaft, die nie aufsteckt, immer willig ist und ein Spiel erst verloren gibt, wenn der Schiedsrichter abgepfiffen hat, kam zurück, verkürzte (Srbeny/73.) und hätte sogar noch ausgleichen können (Lattenschuss von Sabiri/87.). Doch das wäre am Ende des Guten zuviel gewesen.
Startseite