Der erst 20-jährige Luca Kilian ist Paderborns größte Entdeckung – Samstag gegen Augsburg
Plötzlich Stammspieler
Paderborn (WB). Sein Bundesliga-Debüt feierte Luca Kilian gegen den Meister aus München. Das ist fünf Wochen her. Am Samstag (15.30 Uhr, Sky) sind mit dem FC Augsburg bayrische Schwaben zu Gast. Da ist wenig »Meisterliches« zu erwarten. Wenn der Drittletzte zum Letzten kommt, bedeutet das Erstliga-Existenzkampf.
Paderborns bislang größte Entdeckung dieser Saison ist erst 20 Jahre alt, für Trainer Steffen Baumgart aber schon jetzt eine feste Größe im Abwehrverbund. Seit seiner Premiere am 28. September fehlte Kilian keine Minute. Die Gesamtbilanz mit nur einem Sieg ist nicht zufriedenstellend, Kilians persönliche Quote ist etwas besser. Ohne das Nachwuchstalent kassierte der SCP in den ersten sechs Pflichtspielen 17 Gegentore, in den folgenden sechs mit Kilian im Zentrum zwölf. Das ist immer noch zu viel. Kilian sieht es so: »Das Ziel sollte sein, dass auch mal ein 1:0 für drei Punkte langt.«
18. Platz, 25 Gegentore und nur vier Punkte – den Start in die erste Bundesligasaison und damit die Verwirklichung eines Kindheitstraums hatte sich Luca Kilian bei aller Freude fraglos anders vorgestellt, die Unterstützung des Trainers sicher nicht. »Wenn man so einen Schnitt macht, muss man als Trainer sicher sein. Da muss Klarheit herrschen, da dürfen keine Bauchschmerzen zurückbleiben«, blickt Baumgart noch einmal auf die Entscheidung zurück, Kilian eine Chance zu geben. Mit Christian Strohdiek ging dabei immerhin der Paderborner Kapitän über Bord.
Kilian kam und blieb. Dass es Kilian auch kann, zeigte er schon bei seiner Premiere und gilt als neues Paradebeispiel für den Paderborner Weg: Junge Spieler entwickeln, fördern, nach vorne bringen und so zu fordern, dass sie die nächste Ebene erreichen können. »Es macht Spaß, wenn man sieht, dass da wieder einer ist, der ein richtig Guter werden kann. Aber wir laufen bei solchen Talenten immer Gefahr, dass sie nicht lange bleiben«, sagt Baumgart. Wobei sich der SCP die Ausbildung bei entsprechenden Angeboten gut bezahlen lassen wird. Im konkreten Fall ist Kilian noch bis 2021 gebunden, der SCP besitzt außerdem eine Option auf weitere zwölf Monate. Entsprechend hoch wäre die Ablösesumme.
In der U21 gesetzt
Die Entwicklung bis zu einem gefragten Bundesliga-Profi wird aber auch noch dauern. Kilian selbst beeindruckt in der höchsten deutschen Liga neben dem extrem hohen Tempo und den überragenden technischen Fähigkeiten seiner Gegner besonders die mentale Präsenz: »Ich muss über 90 Minuten hoch konzentriert bleiben. Schalte ich nur einmal ab, ist jeder Bundesligastürmer in der Lage, diese wenigen Sekunden für ein Tor zu nutzen.«
Wobei der gebürtige Dortmunder auch schon international unterwegs ist. In der U21-Nationalmannschaft ist er ebenfalls gesetzt, und dieses Team wird das Grundgerüst der Mannschaft stellen, die für Deutschland 2020 an den Olympischen Spielen in Tokio teilnimmt. »Da schaue ich schon mal hin. Aber nur mit einem Auge«, versichert Kilian und fügt hinzu: »Alle Sportarten unter einem Dach. Das muss ein großartiges Erlebnis sein.«
»Ein Sieg ist Pflicht«
Träumen ist erlaubt, die Gegenwart hat aber nichts mit Medaillen zu tun, das ist Kampf um den Klassenerhalt. Nach dem 2:0 in der Meisterschaft gegen Düsseldorf und dem 0:1 im Pokal in Leverkusen schien der SCP schon stabiler zu stehen, das 0:3 in Hoffenheim war ein neuer Rückschlag. Die Reaktion von Manager Martin Przondziono (»Wir haben verteidigt wie eine Schülermannschaft«) fiel entsprechend deftig aus und hat zumindest bei Kilian ihre Wirkung nicht verfehlt: »Da lag er komplett richtig. Wenn man nach 26 Minuten drei Dinger kassiert hat, gibt es kein Argument dagegen.«
Der FC Augsburg ist, ähnlich wie zuletzt Fortuna Düsseldorf, ein Gegner, den man zuhause eigentlich schlagen muss, wenn nicht auch der zweite Paderborner Ausflug in die höchste deutsche Liga nach 34 Spieltagen beendet sein soll. »Ein Sieg ist Pflicht«, sagt auch Kilian und fordert sich damit selbst.
Er wird erneut eine zentrale Rolle spielen, wenn es darum geht, dass hinten die Null steht. Das könnte übrigens schon reichen, um die »Pflicht« zu erfüllen. Denn zuhause traf der SCP bislang immer.
So könnten sie spielen
Paderborn: Zingerle - Jans, Kilian, Schonlau, Collins - Gjasula, Sabiri, Vasiliadis - Pröger, Mamba, Holtmann
Augsburg: Koubek - Lichtsteiner, Jedvaj, Udoukhai, Max - Baier, Khedira - Richter, Niederlechner, Vargas - Finnbogason
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