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Fragen und Antworten: So konkret ist die atomare Bedrohung

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Mittwoch, 09.03.2022
Die Angst vor dem dritten Weltkrieg ist zurück – jedenfalls beim Blick in die Sozialen Netzwerke. Bislang ist der Ukraine-Krieg zwar noch ein territorialer Konflikt mit konventionellen Waffen. Doch immer häufiger und immer eindringlicher wird auch vor einer nuklearen Dimension gewarnt. Nur: Ist das überhaupt realistisch? Und wenn ja: Was wären die Folgen? Fünf Fragen und Antworten. Von Jannik Tillar
Foto: picture-alliance/ dpa | epa Maxim Shipenkov
Mittwoch, 09.03.2022
Was sind Atomwaffen?
Nach Angaben der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) gehören Atomwaffen zu den Massenvernichtungswaffen. „Je nach Größe und Explosionsort (am Boden oder in der Luft) kann eine einzige Atombombe größere Flächen zerstören und damit auch viele Zehntausende bzw. sogar Hunderttausende Menschen töten“, erklärt die bpb. Um eine solche Waffe herzustellen, benötigt man Uran oder Plutonium – also radioaktives Material. Die Wirkung einer Atombombe basiert auf Kernfusion oder Kernspaltung.
Foto: dpa
Mittwoch, 09.03.2022
Wie realistisch ist ein Einsatz von Atomwaffen?
Bislang ist ein solcher Einsatz äußerst unwahrscheinlich. Da sind sich eigentlich alle Militär-Experten einig. Aus einem einfachen Grund: Ein nuklearer Erstschlag würde den Dritten Weltkrieg auslösen – einen Atomkrieg, den keine Partei gewinnen kann. Das weiß auch Präsident Putin. So erklärt Waffenexperte Ulrich Kühn im Interview mit der „taz“: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Chance eines Nuklearwaffeneinsatzes immer noch eher gering. Sie liegt aber nicht bei null.“
Foto: Andrei Gorshkov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa
Mittwoch, 09.03.2022
Welche atomaren Optionen besitzt der russische Präsident?
Zunächst: Präsident Putin besitzt weitere (konventionelle) Optionen vor dem Einsatz einer klassischen Atombombe. „Nuklearwaffen sind nicht Putins erste, zweite oder dritte Wahl“, sagt Marina Henke, Professorin für Internationale Beziehungen an der Hertie School. Sie hält aber den Einsatz taktischer Atomwaffen für möglich. Das sind nukleare Sprengkapseln, die eine wesentliche geringere Schadenswirkung haben. Die genaue Zahl der taktischen Atomwaffen in Russland ist unklar. Insgesamt besaß Russland 2021 nach Angaben des Friedensinstituts Sipri 6255 nukleare Sprengköpfe. Hier sind auch Langstreckenraketen inbegriffen, die theoretisch die USA treffen könnten.
Foto: dpa
Mittwoch, 09.03.2022
Was wären die Folgen?
Der Einsatz einer solchen Bombe wäre verheerend und würde die Gegend rund um die Detonationsstelle auf Jahrzehnte unbewohnbar machen. Was eine einzige Atombombe beispielsweise in Münster anrichten würde, zeigt der Online-Dienst „Nukemap“. Der Abwurf einer russischen „Topol SS-25“ im Stadtzentrum würde geschätzt 130.000 Tote und ebenso viele Verletzte verursachen. Auf den Einschlag folgt dabei ein Feuerball. Dieser erstreckt sich je nach Detonationshöhe über etwa zweieinhalb Quadratkilometer. Eine Überdruckwelle dehnt sich anschließend in einem Radius von etwa sechs Kilometern Luftlinie aus, die die Wohngebäude zum Einsturz bringt. Es gibt großflächig Brände und Feuer. Wer sich im Freien oder in zerstörten Gebäuden befindet, erblindet während der Explosion und erleidet starke Verbrennungen auf der Haut. Im weiteren Verlauf kommt es zum nuklearen Fallout: Der radioaktive Staub und Schutt regnet aus mehreren Kilometern herunter. Einwohnerinnen und Einwohner erleiden gravierende Gesundheitsprobleme – bis hin zu Krebserkrankungen mit Todesfolgen. Auch nach vielen Jahrzehnten wäre das Gebiet noch kontaminiert. Doch zur Erinnerung: Dieses Szenario ist äußerst unwahrscheinlich.
Foto: dpa