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Zu Gast bei der Bergwacht in Ramsau

Auf der Suche nach den echten Bergrettern

Ramsau/Niederöblarn

Wegen der Fußball-WM musste der Serien-Staffelstart der „Bergretter“ ins neue Jahr verschoben werden. Viele Fans freuen sich schon auf die neuen Folgen, die ab Anfang März 2023 im ZDF laufen. Aber wie viel Realität steckt eigentlich in der Serie?

Der Rettungshubschrauber aus der Serie "Bergretter" im Anflug auf den Stützpunkt. Diesmal hat es einen echten Einsatz gegeben. Foto: Michael Nichau

Seit einigen Jahren hat Sebastian Ströbel als Markus Kofler den ehemaligen „Chef“ der Bergrettung Ramsau, Andreas Marthaler (Martin Gruber), ersetzt. Einige Sympathieträger sind seit der ersten Staffel (damals noch „Die Bergwacht“) weiter mit dabei, wie Hubschrauberpilot Michael („Michi“) Dorfler, dargestellt von Robert Lohr.

Der Hubschrauber „Christophorus 14“, der „gelbe Vogel“, wie er in der Serie genannt wird, spielt eine weitere Hauptrolle. Ohne ihn geht eigentlich gar nichts. Den Hubschrauber und den „Heliport“ gibt es tatsächlich. Ebenso die „Bergretter“ rund um Helikopter und die Bergrettung Ramsau. Ein Besuch vor Ort.

Bei der Suche treffe ich auf Gerhard Brunner. Er ist einer der Piloten von Christophorus 14. Auch wegen des guten Rufs der Fernsehserie gibt es mittlerweile noch einen zweiten Heli namens „Christophorus 99“. Brunner gehörte mit Albert („Api“) Prugger und Hans Stieg zur Ur-Besatzung des Helikopters, als die erste Folge vor knapp 14 Jahren gedreht wurde.

Gerhard Brunner ist der Pilot des Rettungshubschraubers „Christophorus 14". Er hat eine Nachtflugausbildung im niedersächsischen Bückeburg absolviert. Foto: Michael Nichau

Flugretter und Bergrettungs-Spezialist

Api Prugger ist leitender Flugretter und Bergrettungs-Spezialist. Gleichzeitig ist er Einsatzleiter der Bergrettung Ramsau und in seiner Freizeit Bergführer. Liegt der Verdacht nahe, dass hier die Vorbilder für die Darsteller der Serie zu finden sind? „Nein, die Produzenten sind mit einem festen Konzept gekommen. Wir haben nur beratende Funktion“, erklärt Gerhard Brunner, allerdings  mit einem verschmitzten Lächeln.

Robert Lohr ist „längster Flugschüler“

Aus der Tatsache, dass er meistens im Film den „gelben Vogel“ fliegt, macht er keinen Hehl: „Robert Lohr sitzt rechts auf dem Pilotensitz und ich fliege den Heli vom linken Sitz aus. Da ist eine zweite Steuerung eingebaut“, verrät er. Seit nunmehr 14 Jahren sei Robert Lohr nun sein „ältester Flugschüler“. Die ursprüngliche Maschine gibt es heute noch. Sie wird nur für die Filmaufnahmen eingesetzt und steht als dritter Heli in einem extra Hangar. „Dann muss man nicht immer alles umbauen…“

Albert („Api“) Prugger (vorn) ist Leitender Bergretter bei der Bergwacht Ramsau. Er sitzt auf dem Platz links vom Piloten und geht im Notfall „ans Seil".  Foto: Michael Nichau

Echter Einsatz: Touristen verirren sich im Nebel

Beim vereinbarten Treffen auf dem Flugplatz Niederöblarn, dem „Heliport“ aus der Serie, tatsächlich knapp 30 Kilometer von Ramsau entfernt („Wir treffen uns in fünf Minuten am Heliport“), ist Christophorus 14 - unvorhergesehen - im Einsatz: Touristen haben sich bei einer Wanderung im Frühnebel verirrt, kamen mit verstauchtem Fuß nicht mehr zurück. Die echten Retter flogen zur benachbarten Almhütte und stiegen auf, um den Wanderern beim Abstieg zu helfen. Nichts passiert.

WB-Berichterstatter Michael Nichau im Hubschrauber der „Bergretter“. Foto: WB

Als Notarzt-Hubschrauber im Einsatz

Martin Lackner, Pilot des zweiten Hubschraubers, erläutert inzwischen: „Wir fliegen eigentlich normalen Rettungsdienst zu Verkehrsunfällen und auch medizinischen Notfällen.“ So kämen in dem unwegsamen Gelände zwischen Salzburg und Graz etwa 1000 Einsätze pro Jahr zusammen. Im Winter natürlich Skiunfälle ohne Ende. „Nur ein Viertel der Einsätze sind Bergrettung.“ Drei Personen gehören zur Besatzung: Pilot, Assistent, der gleichzeitig Notfallsanitäter ist, und ein Arzt oder Ärztin – natürlich flugtauglich und schwindelfrei. „Im Gebirge wird der Flugassistent dann zum Bergespezialisten und geht auch ans Tau“, schildert Lackner.

Der Hubschrauber im Anflug auf die Station in Niederöblarn. Foto: Michael Nichau

Enge Beziehung zwischen Schauspielern und Bergrettern

„Ich hab schon die Luise Bähr (sie spielt Notärztin Katharina Strasser) gedoubelt“, merkt Lackners Flugassistent Hans Stieg, ein kleiner, drahtiger Mann um die 60, im Vorbeigehen an. „Da hat man mir einen Zopf unter dem Helm angesteckt…“ Es wird deutlich, wie eng mittlerweile „echte Bergretter“ und die Seriendarsteller zusammenarbeiten.

Nur fünf Flugminuten

Brunner und Prugger etwa treffe ich am Folgetag auf dem Stoderzinken, dem Hausberg der Filmgesellschaft,  zum Hubschrauberdreh für die neue Staffel.   Irgendwo stürzt wieder jemand ab. Das Filmteam schleppt unterdessen die gesamte Ausrüstung zu Fuß zum „Friedenskircherl“ unterhalb des Gipfels. Klar, wer in dieser Serienfolge den Heli fliegt und wer unter dem Hubschrauber tatsächlich für Sebastian Ströbel am Seil hängt!

Albert Prugger in der neuen Zentrale der Bergretter Ramsau.  „Ein Regal, wie in der Serie zu sehen, reicht nicht für die Ausrüstung aus.“ Foto: Michael Nichau

Seilbergung ist in Österreich Standard

„Das Seil wird in Österreich immer unter dem Helikopter eingehakt. Eine seitliche Winde, wie in Deutschland, gibt es nicht. Mit dem Träger unter dem Hubschrauber können wir größere Lasten transportieren und das Seil ist länger“, erläutert Chefpilot Gerhard Brunner. Auch sei es Vorschrift, den Patienten immer über die Seitentür einzuladen, nicht über die Klappen unterhalb des Heckrotors.

Auch Nachtflüge sind möglich

Seit etwa einem Monat darf der Helikopter rund um die Uhr und damit auch Nachteinsätze fliegen. Gerhard Brunner – er machte seinen Pilotenschein vor 30 Jahren beim österreichischen Bundesheer – absolvierte seine Nachtflug-Ausbildung bei den Heeresfliegern in Bückeburg (Niedersachsen).

Seitdem ist er in seiner österreichischen Heimat Nachtflug-Instruktor, schult andere Piloten im Umgang mit den Infrarotgeräten, die am Helm befestigt werden. Klar, dass es für den Stützpunkt in Niederöblarn ein separates Gebäude mit Sozialräumen und Schlafplätzen gibt. „Das Büro ist natürlich nicht im Hangar“, sagt er beim Kaffee, gerade zurückgekehrt vom Rettungseinsatz am Dachstein.

Bergretter „Api“ Prugger mit dem Original-Einsatzfahrzeug aus Ramsau vor dem neuen Domizil. Foto: Michael Nichau

Den Mechaniker gibt's nur im Fernsehen

Den Mechaniker „Rudi“, der Kaffee im Ölfilter des Heli kocht, gibt es in der Realität ebenfalls nicht. „Einmal am Tag prüft der Pilot die Maschine. Nach 100 Flugstunden (das entspricht etw a der Einsatzzeit in einem Monat) gibt es eine Durchsicht und alle 500 Stunden muss die Maschine in die Werkstatt“, erläutert Brunner.

Bergretter beraten Fernsehteam

„Fachberatung: Bergrettung Ramsau“  steht im Abspann jeder Folge. Dahinter verbergen sich Albert Prugger und der Chef der Bergrettung, Heribert Eisl. „Man kommt mit verwegenen Ideen und wir müssen dann sagen, ob das funktioniert“, berichtet Api Prugger. Sein Stellvertreter als Einsatzleiter bei der Bergrettung Ramsau, Hans Prugger, hat übrigens die Hängebrücke (extra für die Serie als Drehort erstellt) und viele Klettersteige gebaut, die in den Filmen zu sehen sind.

So sieht die neue Einsatzzentrale der Bergretter in  Ramsau aus. Foto: Michael Nichau

35  Aktive bei der Bergrettung

45 Mitglieder, davon 35 Aktive zählt die Bergrettung, die vor drei Jahren in moderne Räume in der Nähe des Hallenbads umgezogen ist. Die Station in der Ortsmitte neben der Kirche, wie sie in der Serie gezeigt wird, war nie das Domizil der Bergretter, sie ist lediglich Kulisse, wie etwa auch das Haus von „Emilie“, wenige hundert Meter von der Ortsmitte gelegen: ein uralter Hof, in dem viele Szenen gedreht werden. Haarscharf wird bei den Außenaufnahmen der Blick auf die angrenzenden modernen Gebäude vermieden.

In der Ramsau wird viel gedreht 

Und immer wieder „stolpert“ man in der Ramsau über Dreharbeiten: Eine Tischlerwerkstatt in der Ortsmitte wird zum Drehort, wird abgesperrt, doch die Fans warten geduldig, bis Martin Leutgeb (er spielt den kauzigen Ramsauer Polizisten Gerd Holzer) zu ihnen kommt, Kinder auf seine breiten Schultern hebt und andere Faxen macht. Das kommt an, macht die Serie sympathisch.

Martin Leutgeb spielt den Ramsauer Polizisten Gerd Holzer. Er ist für manchen Spaß bereit. Foto: Michael Nichau

40 Einsätze im Jahr

Die echte Bergretter-Zentrale in Ramsau ist nicht ständig besetzt. Per SMS kommt der Alarm von der Landeseinsatzzentrale der Bergrettung Steiermark. „Die Arbeit der Ehrenamtlichen klappt gut, weil wir viele Selbstständige (etwa Pensionsbetreiber, Bergführer) haben. 40 bis 60 größere Einsätze haben wir in Ramsau pro Jahr“, erläutert Api Pruger beim Besuch in der Unterkunft in Ramsau. Dort lagern tatsächlich Seile, Winden, Zelte und andere Hilfsmittel der Retter. „Mit zwei Regalen, wie im Film kommen wir längst nicht mehr zurecht“, sagt er.

Sogar Familien mit Kindern gehen in Ramsau „in den Berg“. Die Retter bekommen oft Arbeit, weil diese in Not geraten. Foto: Michael Nichau

Die Wirklichkeit ist anders

Mit Geländewagen versuchen die Bergretter in der Realität möglichst nah an die Unfallstelle heranzukommen. „Nur selten nutzen wir den Hubschrauber. Da sind auch immer mehr als die drei Leute im Einsatz, wie sie im Film gezeigt werden“, so Prugger. Respekt vor den Bedingungen im Gebirge sei angebracht, meint er, der selbst vor einigen Monaten abgestürzt war und sich schwer verletzt hatte.

„Angst habe ich trotzdem nicht“, sagt er und führt weiterhin Touristen auf Klettertouren, macht Dienst im und unter dem Helikopter hängend, während seine Frau die eigene Pension führt. Auch das eine Parallele zur Serie.

Ab wann gibt es Staffel 14 der Bergretter in der Mediathek?

Die erste Folge der 14. Staffel der Serie „Die Bergretter“ ist ab dem 23. Februar 2023 in der ZDF-Mediathek verfügbar. In der Mediathek sind die einzelnen Folgen jeweils eine Woche vor ihrer Ausstrahlung im Fernsehen abrufbar.

Ab wann läuft Staffel 14 der Bergretter im ZDF?

Die neue Staffel der Serie „Die Bergretter“ läuft ab dem 2. März 2023 im ZDF. 

Was sind die Sendetermine der Bergretter?

Im März sind folgende Ausstrahlungstermine geplant:

  • Folge 1 der Staffel 14 läuft am Donnerstag, 2. März 2023, um 20.15 Uhr.
  • Folge 2 der Staffel 14 läuft am Donnerstag, 16. März 2023, um 20.15 Uhr.
  • Folge 3 der Staffel 14 läuft am Donnerstag, 23. März 2023, um 20.15 Uhr.
  • Folge 4 der Staffel 14 läuft am Donnerstag, 30. März 2023, um 20.15 Uhr.

Der Trailer für Staffel 14 der Bergretter – zum Abspielen einfach auf den Play-Button drücken!

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