Kommentar zum US-Wahlkampf
Es geht Trump nur um die Macht
US-Präsident Donald Trump macht jetzt nur noch das, was er kann. Was vermutlich das einzige ist, was er wirklich kann: Wahlkampf. In Tulsa kamen zwar nicht so viele , wie der US-Präsident erhofft und erwartet hatte, doch die Menge erwies sich als verlässlich, die Claqueure waren laut und johlten an den richtigen Stellen.
Inhaltlich bot Trump genau das, was viele Beobachter befürchtet hatten: Er verharmloste die Corona-Krise und kümmerte sich nicht weiter um die Rassismusdebatte im Land. Den Namen des von weißen Polizisten getöteten George Floyd, dessen Tod der Auslöser für die US-weiten Proteste war, nahm der Populist im Weißen Haus gar nicht erst in den Mund. Er ignoriert das Rassismusproblem genau wie seine Anhänger – sie alle erwiesen sich als wahre Ignoranten. Für ihn boten die Proteste lediglich einen Anlass, seine Fans mit einer Attacke auf die Demokraten hinter sich zu scharen. Armselig.
Völlig verantwortungslos
Wie völlig verantwortungslos diese US-Präsident sich verhält, zeigt der Umgang mit der Corona-Infektionsgefahr. Ein Politiker, der stolz erklärt, er habe seine Mitarbeiter dazu aufgerufen, die Coronavirus-Tests einzuschränken, damit die offiziellen Infektionszahlen nicht steigen, würde hierzulande seinen Job hoffentlich schnell verlieren. Doch Trump verkündet diese unsinnige Maßnahme laut in Tulsa – und erhält auch noch Applaus.
Da fragt sich doch jeder denkende Mensch, warum so viele Amerikaner inzwischen mit dem Wort Logik nichts mehr anfangen können. Weil nicht sein darf, was nicht sein soll? Pippi Langstrumpfs Lied „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“ lässt grüßen. Das ändert aber nichts daran, dass die Vereinigten Staaten inzwischen fast 120 000 Tote durch das Virus zu beklagen haben. Aber Fakten interessieren diesen Präsidenten bekanntlich gar nicht.
Der Wahlkämpfer scherzt nicht
Im Nachhinein werden seine Bemerkungen zu den Tests vom Weißen Haus natürlich wieder als Scherz hingestellt. Doch erstens: Wer gesehen hat, wie verbissen Trump seine Attacken ritt, weiß, dass der Wahlkämpfer nicht scherzte. Zweitens: Jeden Unsinn, den er von sich gibt, zum Scherz zu erklären, nutzt sich ab.
Denn das müsste für so viele seiner Anmerkungen zur Coronakrise in Tulsa gelten. Allen Ernstes: Die Schulen will er wieder aufmachen, weil kleine Kinder ja nicht wüssten, was ein Immunsystem ist? Dümmer geht es nicht.
Dieser Präsident hat längst seine Glaubwürdigkeit verspielt. Es geht nur noch um eines – um eine zweite Amtszeit. Da kann sich Trump doch nicht mit Petitessen wie Politik und ernsten Krisen beschäftigen – egal, wie viele Menschenleben der Rassismus oder das Coronavirus kosten.
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