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Kommentar zum Mordfall Lübcke

So bedeutsam wie die RAF-Prozesse

„Für seine Werte muss man eintreten.“ Ein Satz, den Walter Lübcke auf einer Veranstaltung zum Umgang mit der Flüchtlingskrise 2015 einem Pöbler entgegenhielt – und der den Regionalpolitiker das Leben kosten sollte. Ermordet aus nächster Nähe von einem Rechtsextremisten, der seit gestern vor Gericht steht.

Frank Polke

Walter Lübcke ist im vergangenen Jahr ermordert worden. Am Dienstag ist der Prozess gestartet. Foto: Swen Pförtner/dpa

In Frankfurt wird darüber verhandelt, ob Stephan Ernst ein Mörder ist, ob er schuldfähig ist und ob die Beweise für eine Verurteilung ausreichen. Ein aufwendiges Strafverfahren mit Beweisanträgen, Befangenheitsanträgen, beobachtet von den Augen der Welt. Walter Lübcke verlor sein Leben, weil er als Repräsentant für unser Land und damit für die Werte der Demokratie einstand. Das macht das Verfahren so bedeutsam wie einst die RAF-Prozesse von Stammheim.

Diese Brut maßt sich an, aus Rassen- oder Nationalwahn über Leben und Tod zu entscheiden. In diesem Land gibt es aber auch ein intellektuelles Umfeld, das im Verborgenen den geistigen Nährboden für solch eine Tat bereitet. Aus Worten werden irgendwann Taten. Genau das macht diesen Prozess so bedeutsam und hebt ihn im Diskurs über die individuelle Schuld des Angeklagten.

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