Komödie „Eine Sommernacht“ hat Premiere im Theater Paderborn – ein Paar im echten Leben spielt die Hauptrollen
Intimität auf der Bühne geht doch
Paderborn
Claudia Sutter und Gregor Weisgerber sind im Leben ein Paar – und auf der Bühne jetzt auch. Deshalb dürfen sie sich im Theater küssen und anderes mehr, ohne dass ihnen die Corona-Auflagen einen Strich durch die Rechnung machen. Patricia Benecke, die die Komödie „Eine Sommernacht“ inszeniert, spricht von einem „Glücksfall“
Sie betont: „Wir haben auf der Bühne keine Beziehung auf Distanz.“
„Eine Sommernacht“ wird an diesem Samstag um 19.30 Uhr als Vorpremiere erst einmal nur Mitarbeitern, Mitgliedern des Vereins der Theaterfreunde und der Presse gezeigt – nicht zuletzt, um die von den Hygienevorschriften diktierten Abläufe noch einmal zu überprüfen. Knapp eine Woche später, am 18. Juni, ist die Komödie des Schotten David Greig mit der Musik des Landsmanns Gordon McIntyre für alle freigegeben.
Patricia Benecke, die 27 Jahre lang in England lebte und das Stück zum erstenmal in London sah, verspricht beste Unterhaltung, sehr schrägen britischen Humor mit viel Aktion am Rande: „Da kommt keine süßliche Romantik auf.“ Nach der Aufführung ging es ihr damals sehr gut, sie schwebte auf einer Wolke von Endorphinen.
Worum geht es in dem 2008 in Edinburgh uraufgeführten Stück? Als die Scheidungsanwältin Helena und der Kleinkriminelle Bob betrunken waren, hatten sie Sex. Jetzt sind sie nüchtern und wollen sich eigentlich nie mehr wiedersehen. Aber es kommt natürlich anders.
„Wo führt das jetzt hin?“ – diese Frage werde sich das Publikum immer wieder stellen, ist die Dramaturgin Ramona Wartelsteiner überzeugt. Sie ist heilfroh, dass endlich wieder ein Theaterstück vor Publikum gezeigt werden kann. „Wir haben eineinhalb Spielzeiten für die Warteschlange produziert“, erzählte sie am Mittwoch. Nur eine von fünf ihrer Produktionen habe Premiere feiern können. „Eine Sommernacht“ stand schon dreimal auf dem Spielplan des Paderborner Theaters, jetzt klappt es endlich. Wichtiger Bestandteil der 80-minütigen Komödie ist die Musik. „Sie erzählt das, was das Stück nicht erzählt, die Songs transportieren zum Beispiel die Haltungen der Figuren“, weiß der musikalische Leiter des Paderborner Theaters, Andreas Stolle. Die „flockigen Songs“ würden live gespielt.
Knapp 200 Theaterliebhaber dürfen unter den aktuellen Bedingungen ins Große Haus. Sie müssen genesen oder geimpft sein oder einen negativen Corona-Schnelltest vorweisen und außerdem eine medizinische Maske dabei haben. Dass viele Menschen sich nach Theater sehnen, merkte das Haus, als am Dienstag der Vorverkauf an der Theaterkasse begann. „Wir waren überwältigt, wie viele Menschen am ersten Tag gekommen sind, es bildeten sich lange Schlangen“, stellte die Theatersprecherin Karolin Dieckhoff fest.
Für die Premiere der „Sommernacht“ ist die Hälfte der Karten bereits weg. Und während die Besucher dann auf Abstand sitzen müssen, können Claudia Sutter und Gregor Weisgerber Nähe und Intimität genießen und praktizieren – Liebe in Zeiten von Corona.
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