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Dem früheren Chef der Sparda-Bank Münster, Enrico Kahl, wird Untreue in 224 Fällen vorgeworfen

Anklage gegen Ex-Bankchef

Münster/Bielefeld (WB). Fast fünf Jahre nach seiner fristlosen Entlassung haben die Staatsanwälte in Münster und Bielefeld ihre akribische Überprüfung von einigen Hundert Spesen- und Quittungsbelegen beendet und Anklage beim Landgericht Münster erhoben: Dem früheren Chef der Sparda-Bank Münster, Enrico Kahl, werfen sie Untreue in 224 Fällen vor, der Bank soll ein Schaden von etwa 1,8 Millionen Euro entstanden sein.

Norbert Tiemann

Enrico Kahl war Chef der Sparda-Bank in Münster. Foto: Matthias Ahlke

Mit angeklagt werden zwei frühere Vorstandskollegen und der Ex-Aufsichtsratsvorsitzende der Bank, die auch Standorte in OWL betreibt. Kahl hatte die Vorwürfe stets bestritten. Der Bank-Manager war 20 Jahre lang Vorstand und seit 1998 Vorstandschef der Genossenschaftsbank.

Aufwendiger privater Lebensstil auf Kosten der Bank finanziert?

Dem Ex-Manager wird vorgeworfen, seinen aufwendigen privaten Lebensstil auf Kosten der Bank finanziert zu haben. Im Großen wie im Kleinen. So soll der heute 62-Jährige auf Spesenbelegen falsche Gäste-Namen angegeben haben, ob nun beim 50-Euro-Mittagessen bei einem Italiener in Münster oder bei einer feinen Trüffel-Soiree für 2000 Euro. Die Feiern zum 50. Geburtstag seiner Frau soll er ebenso wie die zur Übernahme der Präsidentschaft eines Rotary-Clubs mit Limousinen-Service für die Gäste finanziell über die Bank abgewickelt haben; Gesamtkosten 67.000 Euro.

Mit rund 200.000 Euro schlägt die mehrjährige Buchung von zehn Business-Seats inklusive Hostessen-Begleitung und Bewirtung im Stadion des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund zu Buche – laut Anklage motiviert aus rein privatem persönlichen Interesse.

2018 fusionierte die Sparda-Bank Münster mit der Sparda-Bank West mit Sitz in Düsseldorf, die die Schließung der letzten OWL-Filialen in Paderborn und Warburg angekündigt hat. Sparda-Filialen in Bielefeld, Herford, Minden, Detmold und Gütersloh gehören zur eigenständigen Sparda-Bank Hannover, die eine Fusion mit dem Schwesterinstitut in Berlin prüft .

Federführend bei den Ermittlungen war die Bielefelder Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität. Die Anklageschrift umfasst mehr als 600 Seiten. Das Landgericht Münster muss jetzt noch über die Zulassung der Anklage entscheiden.

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