Nach „Bistro Renate“ auch „Café Gugelhupf“ in Deutschland – Umsatz 2019 gestiegen
Dr. Oetker ist auch ein Gastronom
Bielefeld (WB). Unabhängig von der Corona-Krise gewinnen direkte Engagements im Hotel- und Gastronomiebereich für die Bielefelder Unternehmensgruppe Dr. Oetker an Bedeutung. Nach einem fast dreijährigen Test im schweizerischen Luzern soll demnächst in Frankfurt auch das erste „Café Gugelhupf“ in Deutschland an den Start gehen. Am Montag erst hat Dr. Oetker in einem Koblenzer Edeka-Markt unter dem Namen „Frau Renate“, Werbe-Ikone des Konzerns in den fünfziger Jahren, das erste Bistro mit Produkten des Unternehmens eröffnet.
Die Oetker Collection, ein Ensemble von 15 Spitzenhotels, hat ihren Umsatz 2019 um 2,0 Prozent auf 170 Millionen Euro gesteigert – obwohl das Eden Rock auf der Karibikinsel St. Barth wegen notwendiger Renovierungen nach dem Hurrikan Irma noch bis November geschlossen gewesen ist.
Freixenet lässt den Sektumsatz sprudeln
Insgesamt war die Umsatzentwicklung der Unternehmensgruppe im vergangenen Jahr von Umstrukturierungen im Konzern geprägt. So hat die erstmals nicht nur halb-, sondern ganzjährige Einbeziehung der Marke Freixenet den Umsatz der Sparte Sekt/ Wein/Spirituosen um immerhin knapp 28 Prozent auf erstmals mehr als eine Milliarde Euro steigen lassen. Umgekehrt sorgte die Ausgliederung von Getränke Essmann in die Deutsche Getränke Logistik (DGL), einem Joint venture mit Veltins, nominal für einen Rückgang im Geschäftsbereich Bier/alkoholfreie Getränke. Zudem gab die Sparte konzernintern den Lieferservice Durst-Express an den Bereich „weitere Interessen“ ab. Dadurch rutschte der Bierumsatz um 20,2 Prozent ab – unter die Zwei-Milliarden-Grenze.
Unterm Strich trugen die genannten Veränderungen 110 Millionen Euro zum Umsatzplus von 3,7 Prozent auf 7,406 (Vorjahr: 7,140) Milliarden bei. Ohne sie hätte der Konzern aber nach Angaben vom Dienstag im vergangenen Jahr 1,8 Prozent zugelegt.
Anteil der Nahrungsmittelfirmen über 50 Prozent
Der Anteil der Nahrungsmittelfirmen am Konzernumsatz hat sich noch einmal erhöht. Nach 48,5 Prozent im Vorjahr überschritt er mit 52,1 die Marke von 50 Prozent. Mit 3,5 Prozent legte der Bereich auch operativ spürbar zu, während er 2019 in den beiden Getränkesparten um 2,0 bzw. 2,2 Prozent zurückging. Zu den größeren Investitionen im Nahrungsmittelbereich gehörte 2019 die Inbetriebnahme einer neuen Produktionslinie für Weltmeister- und Dinkelbrötchen bei Coppenrath & Wiese in Mettingen.
Wegen Corona-Pandemie rückläufiger Umsatz 2020 erwartet
Die Corona-Pandemie beeinflusst Oetkers Nahrungsmittelbereich auf unterschiedliche Weise. Während klassische Produkte wie Tiefkühlpizza, Backmischung und Pudding, wohl weil die Menschen seltener das Haus verlassen, stärker gefragt sind, muss die Gruppe aktuell bei der Belieferung von Restaurants, Gaststätten und Hotels deutliche Umsatzrückgänge hinnehmen. Albert Christmann, Vorsitzender der Oetker-Geschäftsführung, rechnet deshalb für das Gesamtjahr mit einem Rückgang. Wie genau die Auswirkungen auf den Gesamtkonzern sein werden, darüber wage er noch keine Prognose. Viel hänge davon ab, ob es gelinge, eine zweite Pandemie-Welle zu vermeiden.
Im Geschäftsbereich Radeberger haben die regionalen Biere 2019 einmal mehr zulegen können. Gefragt waren neben Ur-Krostitzer und Freiberger besonders die Berliner Marken und das Allgäuer Büble, das den Ausstoß um 11,0 Prozent erhöhte. Bei den nationalen Bieren behauptete sich die Marke Radeberger auf Vorjahresniveau; Jever konnte dank des alkoholfreien Jever Fun leicht zulegen. Dagegen litt Schöfferhofer Weizen unter der Konkurrenz der Naturradler. Selters profitierte von der Umstellung auf ein neues Glas-Mehrweg-Gebinde.
Die Sparte Sekt/Wein/Spirituosen ist von starken regionalen Unterschieden geprägt. In den deutschsprachigen Märkten nahmen den Konzernangaben zufolge vor allem die Sektmarken Fürst von Metternich und Henkell Trocken sowie Wodka Gorbatschow einen guten Verlauf. In Osteuropa dominieren nationale Marken wie Bohemia (Tschechien), Törley (Ungarn) und Hubert (Slowakei). In Nordamerika sorgten Freixenet und der Prosecco Mionetto für einen zusätzlichen Schub.
Zur Gruppe gehören auch zwei Firmen, die mit der Herstellung von Zutaten beschäftigt sind. Martin Braun in Hannover produziert Backmittel und Essenzen. Die chemische Fabrik Budenheim in Rheinhessen stellt Phosphate für technische Anwendungen, Lebensmittel, Medikamente und zur Wasseraufbereitung her.
Bankhaus Lampe auf neuen Wegen außerhalb von Dr. Oetker
Gezählt sind die Tage, in denen das Bankhaus Lampe noch zur Dr. Oetker-Gruppe gehört. Die Privatbank ist am 5. März 2020 an die Hauck & Aufhäuser Privatbankiers AG in Frankfurt verkauft worden, die wiederum einem chinesischen Konzern gehört. Derzeit warten beide Häuser noch auf die Zustimmung durch die Aufsichtsbehörden.
Steigende Mitarbeiterzahl
Die Zahl der Mitarbeiter im Dr. Oetker-Konzern ist 2019 um 10,1 Prozent auf 34.060 (Vorjahr: 30.937) gestiegen. Mit 18.743 beschäftigen Nahrungsmittelfirmen 55 Prozent, gefolgt von den Sparten Bier/alkoholfreie Getränke (7094, 20,8 Prozent), Sekt/Wein/Spirituosen (3556, 10,4 Prozent) und weitere Interessen (4667, 13.7 Prozent). Wegen der Corona-Pandemie hat auch Dr. Oetker ein Programm zur Kosteneinsparung aufgelegt, das aber, so Sprecher Jörg Schillinger, keinen Jobabbau beinhaltet.
Beim Umsatz kommen Nahrungsmittel auf 3,862, Bier/alkoholfreie Getränke auf 1,741, Sekt/Wein/Spiritosen 1,044 Milliarden und weitere Interessen auf 759 Millinoen Euro.
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