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Immobilie des Bankhauses Lampe in Bielefeld bleibt im Besitz des Konzerns

Hinter Dr. Crato steht Oetker

Bielefeld/Frankfurt (WB). Der Stammsitz des Bankhauses Lampe am Alten Markt in Bielefeld wird auch nach dem Verkauf des Unternehmens an Hauck & Aufhäuser im Besitz der Oetker-Gruppe bleiben. Wie das Familienunternehmen jetzt bestätigte, erwarb die zur Dr. August Oetker KG gehörende Dr. Crato GmbH schon Mitte 2019 sämtliche Anteile an der Lampe Immobilien GmbH & Co. KG. Damit bleiben auch die Filialen in Frankfurt und Münster im Besitz des Familienkonzerns.

Bernhard Hertlein

Das ursprünglich 1680 gebaute Stammhaus des Bankhauses Lampe prägt das Bild am Alten Markt in der Bielefelder City. Es bleibt auch künftig im Besitz von Dr. Oetker. Foto: Thomas F. Starke

Im März 2020 hatten Oetker und die zum chinesischen Mischkonzern Fosun gehörende Privatbank Hauck & Aufhäuser bekannt gegeben, dass das Frankfurter Geldhaus die Lampe-Bank übernehmen will. Gerüchte über den Deal gab es schon vorher. Aktuell sind die Aufsichtsbehörden noch dabei, den Verkauf der Privatbank zu prüfen.

Seit 1951 am Alten Markt in Bielefeld

Gegründet wurde das Bankhaus Lampe im Jahr 1877 in Minden. 1951 – nach dem Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung durch Dr. Oetker – ging der Sitz nach Bielefeld. Das mit seiner Fassade aus der Zeit der Weserrenaissance und des Barock sehr repräsentative Gebäude im Stadtzentrum ist gerade erst von 2014 bis November 2019 umfangreich restauriert worden. Darin einbezogen waren noch drei weitere Gebäude und der Innenhof.

Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Spekulationen aus der Branche gingen in Richtung sechs bis sieben Millionen Euro. Darüber und zur Frage einer künftigen Anmietung der Gebäude durch Hauck & Aufhäuser äußerten sich die Beteiligten nicht. Die zentrale Verwaltung des Bankhauses Lampe, dessen 585 Mitarbeiter zuletzt eine Bilanzsumme von 3,3 Milliarden Euro erwirtschaftet haben, befindet sich in Düsseldorf. Außer Bielefeld, Münster und Frankfurt betreibt das Institut noch weitere sieben Filialen in Deutschland.

„Dr. Crato” ahmte nach 1900 Produkte von August Oetker nach

„Dr. Crato“ in dem Namen der Tochtergesellschaft, die die Bankimmobilien für den Oetker-Konzern gekauft hat, bezieht sich auf einen Bielefelder Apotheker. Er hatte die Bezeichnung erstmals im Jahr 1900 für Produkte verwendet, die er von seinem Berufskollegen August Oetker imitiert hatte. Es gab Streit, der damit endete, dass Dr. Oetker die Dr. Crato & Co. im Jahr 1909 übernahm. Den Namen führte das Unternehmen bis in die 1960er Jahre als Nebenmarke weiter. Heute ist die Dr. Crato GmbH eine Beteiligungsgesellschaft. Dr. Oetker wurde 1891 ebenfalls in einer Bielefelder Apotheke gegründet.

Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank setzt seit geraumer Zeit die gesamte Bankenszene unter Druck. Für Privatbanken kommt hinzu, dass kleinere Institute besonders unter dem gestiegenen Bürokratieaufwand für die heute anspruchsvolleren Regulierungsvorschriften leiden.

In der deutschen Geschichte spielten Privatbanken eine große Rolle. In Augsburg haben die Fugger Königshäuser finanziert und damit große Macht ausgeübt. Zuletzt aber flüchteten bereits einige Privatbanken unter das Dach großer Institute, so Sal. Oppenheim 2009 bei der Deutschen Bank.

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