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Verschiedene Modelle für Rettung des Haller Modeunternehmens – Gespräche über Sozialplan im März

Investor für Gerry Weber wird weltweit gesucht

Halle (WB). Nach der akuten Finanzspritze samt Kaufoption für die Tochter Hallhuber und der Insolvenz der Einzelhandelsgesellschaft Retail GmbH geht der Blick beim Haller Modekonzern Gerry Weber AG nach vorne. Der Geschäftsbetrieb sei gesichert, die nächsten Schritte des Sanierungskonzepts sollen forciert werden, heißt es. Für die langfristige Rettung wird derweil ein Investor gesucht – weltweit.

Oliver Horst

Blick in den Verkaufsraum der Filiale des Modekonzerns Gerry Weber im Berliner Hauptbahnhof. Für den Konzern wird weltweit nach einem Geldgeber gesucht. Parallel werden andere Zukunftsmodelle diskutiert. Foto: Lars Rohrandt

Der Prozess zur Suche eines Geldgebers oder Käufers für den Gesamtkonzern sei längst angestoßen, verlautet aus dem Umfeld des Unternehmens. Dem Vernehmen nach ist eine internationale Investmentbank mit der Aufgabe betraut. Auch ein Schuldenbeteiligungstausch – also eine Umwandlung von Forderungen einzelner Gläubiger in Anteile am Unternehmen – gilt als eine Option.

Gearbeitet werden soll aber auch an einem Insolvenzplan, der eine Fortführung des Konzerns bei einem Teilverzicht der Gläubiger vorsehen könnte. Bis sich eine Lösung ergibt, dürften Monate vergehen – auch weil es eine Vielzahl verschiedener Interessen bei den rund 130 großen Gläubigern gibt.

Neue Machtverhältnisse

Die Entscheidung für die Brückenfinanzierung von zehn Millionen Euro und eine Kaufoption für den Investor Robus statt einer Insolvenz auch bei Hallhuber sei nach sorgfältiger Abwägung als beste Lösung für das Unternehmen, die Beschäftigten, aber auch die Gläubiger erachtet worden, heißt es. Andernfalls hätte es Probleme bei der Bestellung der neuen Kollektion geben können.

Zugleich ist die Entscheidung ein klarer Beleg für die neuen Machtverhältnisse: Seit dem am 25. Januar gestellten Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung sitzen die Gläubiger gegenüber den Aktionären und damit auch den Mehrheitseignern und Gründerfamilien Weber und Hardieck am längeren Hebel. Den Aktionären droht am Ende der Totalverlust.

Derweil verdichten sich die Anzeichen, dass der frühere Hallhuber-Chef und Gerry-Weber-Vorstand Norbert Steinke, wie vom WESTFALEN-BLATT am Samstag exklusiv berichtet , wieder eine tragende Rolle beim Münchner Unternehmen übernehmen könnte. Er ist als Berater von Robus sehr früh in den Prozess eingebunden gewesen, heißt es.

Gespräche über Sozialplan im März

Unterdessen hat der Betriebsrat am Montag erneut etliche Fragen der Mitarbeiter zu Konsequenzen aus der Insolvenz gesammelt und beantwortet. Für den ab April geplanten Abbau von bis zu 900 der konzernweit 6500 Stellen sollen Verhandlungen über einen Sozialplan und Interessenausgleich voraussichtlich im März fortgeführt werden. Ob es neue Gespräche über einen Sanierungstarifvertrag mit Lohneinbußen der Belegschaft gibt, ist noch unklar.

Die vor der Insolvenz in Eigenverwaltung ausgehandelte Einigung ist hinfällig und vom Konzern aufgekündigt worden. Denn das Weihnachtsgeld 2018 als Teil der Vereinbarung wird nun zu einer Insolvenzforderung. »Wir sind zu Gesprächen bereit, wollen dann aber eine wertgleiche Lösung«, sagt Manfred Menningen als Verhandlungsführer der IG Metall.

Bis Ende März werden die Gehälter der 580 Mitarbeiter der AG und bis Ende April die von rund 2300 Beschäftigten der Retail GmbH über das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur gezahlt.

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